RealMe hatten wir ja schon mit Smartphones hier im Test, Notebooks dagegen sind neu. So neu, dass das RealMe Book eigentlich noch gar nicht in Deutschland erhältlich und noch gar nicht angekündigt ist. Getestet hab ich es trotzdem schon mal.
Vorweg: einige Einschätzungen sind noch etwas schwierig, da noch keine Preise oder Release-Datum vorliegen. Das macht es natürlich schwer, die gebotenen Features im Vergleich mit den Konkurrenten einzuordnen. Zudem handelt es sich bei meinem Testgerät um ein indisches Gerät – technisch ist es aber identisch zu den Geräten, die in Deutschland auf den Markt kommen sollen. Nur Netzteil und Tastatur werden dann natürlich entsprechend angepasst.
Haptik
Auf der technischen Seite steht in meinem Testgerät ein Intel Core i5-1135G7 mit 16GB DDR4 RAM samt 512GB PCIe SSD. Optisch geht es ebenso bekannt zu: Das Gehäuse könnte so auch von Huawei oder Apple sein. Auf den ersten Blick dachte ich sogar, dass es identisch zum Matebook 14 von HUAWEI sei, aber hier und da finden sich doch ein paar Unterschiede in den Maßen und z.B. in den Displayrahmen. Dennoch: Ein wenig mehr Mut beim Design etwas Eigenes zu machen wäre schön gewesen.
Dafür bekommt man dank des ausgereiften Chassis aber eine sehr gute Verarbeitung ohne scharfe Kanten oder unregelmäßige Spaltmaße. Alles fühlt sich wertig und stabil an. Mehr dazu aber auch in meinem Video:
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Die Specs sind wirklich solide und brauchen sich nicht verstecken. Gerade zwei Thunderbolt Ports bekommt man in dieser Geräteklasse eher noch selten. Vergleichbare Geräte liegen derzeit bei etwa 1000 Euro, was auf jeden Fall die Obergrenze für RealMe sein sollte. Allerdings: Die Konkurrenz bietet bei diesen Geräten dann aber auch ein Touch Display. Was auch fehlt: Ein HDMI-Anschluss. Oder überhaupt ein nativer Video-Ausgang neben USB-C.
Eingabegeräte
Tastatur und Touchpad sind beide gut, aber nicht perfekt. Der Druckpunkt der Tasten ist klar definiert und der Tastenhub gut, aber der Anschlag klingt etwas hohl und generell nicht so schön gedämpft wie bei anderen Notebooks dieser Klasse. Hier liegen Huawei, DELL und Microsoft noch ein gutes Stück vorn. Beim Touchpad ist es ähnlich. Es reagiert gut auf Eingaben und Gesten, der Klick ist aber etwas schwergängig und auch relativ laut. Das kann bei (Video-) Konferenzen schon mal stören, weil man jeden Klick hört.
Die F-Tasten sind zudem primär mit Sonderfunktionen statt den F-Funktionstasten belegt, wer den Browser per F5 aktualisieren will braucht also immer die Fn-Taste. Selbst Tasten wie F1 und F2, die keine Zweitfunktion haben, müssen mittel Fn-Tastenkombination „aktiviert“ werden. Einen Fn-Lock gibt es zudem nicht. Alles keine riesigen Probleme und es schlägt die Eingabegeräte vieler anderer Geräte, die hochwertige Konkurrenz hat man sich aber mehr oder weniger selbst ausgesucht 😉 Positiv wiederum ist der Fingerprint-Reader im Powerbutton, der in meinem Test zuverlässig funktionierte.
Weiter zum Display. 3:2 Format und 2160x1440px sind auf jeden Fall vielversprechend. Optisch macht es auch einen sehr guten Eindruck mit knackigen Farben und Scharfer Darstellung. Die Blickwinkel sind gut und es wirkt sehr natürlich, ohne Farben zu übersättigen. Es ist trotz der reflektierenden Oberfläche hell genug, um auch in sehr hellen Umgebungen eingesetzt zu werden. Nur direkte Sonne sollte man meiden.
Die Messergebnisse unterstreichen den Eindruck. Mit 97% sRGB, einem Kontrast von 1300:1, perfektem Gamma-Setting und relativ guter Farbgenauigkeit kann es auch für einfache Foto- und Videobearbeitung eingesetzt werden. Einzig bei der Ausleuchtung gibt es im unteren rechten Eck eine Abweichung von über 10% Bei weniger als 100% Helligkeit. Das ist nicht optimal und je nach Anwendung auch mit dem bloßen Augen sichtbar. Davon ab passt aber alles. Interessant ist, dass das Display bei minimaler Helligkeitseinstellung das Backlight offenbar komplett abschaltet. Das ist in der Praxis zwar nicht wirklich nützlich, aber auch mal spannend zu sehen.
Dass dem Display Touch fehlt, ist dann natürlich schade, gerade wenn man es von anderen Geräten dieser Klasse gewohnt ist. Ich hab jedenfalls oft aus Gewohnheit vergeblich auf das Display getippt.
Performance
Bei der Leistung hab ich ehrlich keine Überraschungen erwartet und so kam es auch. Der Core i5-1135G7 arbeitet rund und es gab keine Probleme. Alle Ergebnisse lagen in dem erwarteten Rahmen. Dabei war es egal, ob synthetischer Benchmark, Spiel oder Praxistest – alles lief problemlos. Damit ist es für nahezu alle Anwendungen geeignet, was irgendwie auch nicht überraschend nicht. Egal, ob reine Office-Anwendungen, Foto-/Videobearbeitung oder sogar ein wenig Casual Gaming – es läuft. Klar kann man beim Gaming und Videobearbeitung keine großen Sprünge erwarten, aber es läuft.
Games wie CS:GO laufen je nach Einstellung und Map mit über 50 FPS. Im DE_DUST 2 Benchmark sind es im Schnitt 53FPS, auf CS_Office sind aber teilweise 80+ FPS drin, da die Sichtweite hier natürlich geringer ist. Aufwändigere Titel wie Anno 1800 müssen dann aber doch deutlich heruntergeschraubt werden, um flüssig zu laufen. Zum spontanen Zeitvertreib im Hotel ausreichend, aber mehr auch nicht.
Damit liegt es, als Mittelklasse-Gerät, auch irgendwo in der Mitte der bisher getesteten Geräte.
Emissionen
Das liegt nicht zuletzt auch am Kühlsystem. Das Dual-Fan System liefert ordentliche Ergebnisse, ohne dabei zu nerven. Man hört es unter Last, aber es war nie störend oder auffällig. In den Stresstests und Benchmarks blieb die CPU samt GPU damit auch verhältnismäßig kühl. Die CPU-Temperatur pendelt sich nach einem kurzen Peak auf 90°C bei 65 bis 70°C ein, was für ein so schlankes Gerät ziemlich gut ist. Die Leistung hält das RealMe Book dann bei rund 22W im Schnitt, auch das gut, gerade gemessen daran, dass es in den Benchmarks auch mit vermeintlich stärkeren Geräten mithalten kann.
Der kurze Peak auf 90°C ist auch ganz normal. Das Kühlsystem hat einen kleinen Puffer, damit der Lüfter nicht bei jeder kleinen Lastspitze voll aufdreht, sondern gemütlich hochfahren kann. Das macht ihn im Alltag so unaufdringlich. Hier hat RealMe also definitiv nicht am Feintuning gespart.
Wo wir bei den Innereien sind: Aufrüsten geht im Grunde nicht. Die SSD ist austauschbar, das wars. Der Rest ist fest verlötet. Dafür kommt man recht einfach an die SSD – alle sichtbaren Schrauben auf der Rückseite lösen und dann das Backcover mit etwas sanfter Gewalt abziehen, fertig.
Einen Punkt hätte ich beinahe vergessen – im Video hab ich es sogar – und das ist der Akku. Der fasst 54 Wattstunden und sollte damit eine ganze Weile hinkommen. Im Test hab ich das RealMe Book öfter für die abendlichen Bastelsessions am Smart Home genutzt und wurde nicht enttäuscht. Oft waren 2 Abende mit je 4 Stunden drin, aber auch mal 7 Stunden am Stück, wenn mal was nicht auf Anhieb funktionieren wollte ;). Einen Abend habe ich auch vergessen, dass Photoshop noch im Hintergrund lief und selbst da waren nach rund 5 Stunden noch 30% Restkapazität verfügbar. So gesehen also top. In einem normalen Arbeitstag sind die 8 Stunden locker drin.
Nutzt man es stärker reduziert sich die Laufzeit aber natürlich je nach Anwendung. Alles in Allem passt die Laufzeit aber.
Und dann sind da noch so Kleinigkeiten wie die Lautsprecher. Die sind vorhanden. Viel mehr gibt es da nicht zu sagen. Die klingen Okay-ish bei Filmen und Serien, für Musik sind sie etwas flach und Höhen sind auch gerne mal etwas ausgefranst bei höherer Lautstärke.
Fazit
Insgesamt aber ein ziemlich guter Einstieg in den Notebook Markt. Es bleibt abzuwarten wo die Preise am Ende landen werden, denn das ist gerade der große Knackpunkt. Liegt es gleichauf mit Kontrahenten wie dem Matebook 14 Core i5 oder dem Acer Swift 3 wird es das RealMe Book schwer haben. Ein unbekannter Name, dem dann noch ein paar Features fehlen – sicher nicht das verlockendste Angebot. Unterbietet man die beiden aber spürbar, könnte es klappen. Klar wäre ein Touchscreen nice to have, aber nicht jeder besteht darauf und so ließe sich ein wenig Geld sparen. Der Rest stimmt ja unterm Strich.
Fehlende Videoausgänge neben USB-C und die Fn-Tastenbelegung sind für mich die größten Minuspunkte. Damit kann man sich, sofern der Preis stimmt, arrangieren. Eine Windows Hello Cam wäre noch nicht schlecht und das Touchpad könnte etwas präziser und leichtgängiger sein. Alles Punkte, die man mit einer zweiten Generation relativ einfach ausbessern kann.