Wenn ich an performante Creator-Notebooks mit tollem Display denke, dann habe ich schnell Preisschilder ab 2000€ aufwärts im Kopf. Das ASUS Vivobook Pro 15 OLED zeigt aber, dass man schon mit knapp 900€ gut auskommen kann, wenn man ein paar kleine Baustellen akzeptiert.
ASUS Vivobook Pro 15 OLED: Content Creation zum schmalen Taler
Es ist mal wieder soweit: Jemand aus meinem Freundeskreis fragt mich, ob ich ihm ein Notebook für Bild- und Videobearbeitung empfehlen kann. Primär geht es um das Rendern von Full-HD-Videos, zudem ist er seit neuestem unter die Hobby-Fotografen gegangen. Ab und zu zocken sollte auch drin sein. Er braucht zwar nicht die volle Bandbreite an Details, dafür sollte die Kiste aber nicht so laut sein.
Ich frage ihn, welches Budget er eingeplant hat? „Wenn etwas für weniger als 1000 Euro möglich ist, wäre das schön.“ Nicht einfach, aber nicht unmöglich – allerdings wird er mit ein paar Abstrichen leben müssen.
Ich empfehle ihm das ASUS Vivobook Pro 15 OLED. Es kommt zwar nicht in der aktuellsten Variante daher, ist jedoch trotzdem einwandfrei ausgestattet und bringt ein paar tolle Features mit, die es nicht nur für die Content Creation prädestinieren, sondern auch zu einem kleinen Allrounder machen. Bei einem aktuellen Preispunkt von 899 Euro* quasi ein No-Brainer, wie es „neudeutsch“ so schön heißt.
OLED-Display deckt alles ab
Doch was sind diese Features genau? Da ist zuerst das Display. Es ist für eine akkurate Bearbeitung von visuellen Inhalten essentiell. Ich persönlich würde nichts anderes mehr kaufen als Geräte mit OLED-Displays, wenn ich diese häufig benutzen will. Unabhängig davon, ob es sich um einen Fernseher, ein Smartphone, einen Gaming-Monitor oder eben ein Notebook handelt. Bei TVs und Smartphones sind OLED-Displays schon seit einer Weile im höherpreisigen Segment der Standard, bei Gaming-Monitoren kommen sie leider gerade erst in Fahrt – und bei Notebooks? Da gibt es haufenweise „mäßig gute“ IPS-Displays im Preisbereich bis 1000 Euro, aber zum Glück auch Ausnahmen wie das Vivobook Pro 15 OLED.
Was OLED-Displays so empfehlenswert macht, versteht ihr, wenn ihr einem in der Realität begegnet und es neben ein Mittelklasse-IPS-Display stellt. Warum versteht ihr das nicht hier? Weil Bilder von OLED-Displays, die ihr euch auf einem IPS-, VA- oder TN-Panel anschaut, auch nur so dargestellt werden, wie es das Display vor euch kann. Sie übertragen also nur die halbe „Wahrheit“ und auch mein nachfolgendes Schwelgen von tollen Zahlen kann das nicht komplett ersetzen.
Ich komme trotzdem nicht umhin, es zu tun: Das Vivobook 15 hat ein 15,6″ großes OLED-Display. ASUS gibt eine Farbraumabdeckung von 100% des anspruchsvollen DCI-P3-Farbraums an, und das wird laut Messung mit unserem SpyderXElite auch tatsächlich erfüllt. Zum Vergleich: Selbst viele IPS-Displays in teureren Notebooks zwischen 1000 und 2000 Euro kommen hier oft nur auf Werte von 70-80%. OLED-Displays stellen aber nicht nur Farben originalgetreu und damit sehr intensiv dar, sie werden parallel dazu oft sehr hell, haben eine hohe Farbtreue, einen sehr hohen statischen Kontrast und eine gleichmäßige Ausleuchtung.
All das trifft auch auf das Vivobook Pro 15 OLED zu. So liegt die maximale Helligkeit bei knapp 400 nits, es punktet mit einer sehr gleichmäßigen Ausleuchtung (max. 6% Abweichung bei 100% Helligkeit) und die Farbtreue liegt mit einem durchschnittlichen Delta E von 1,03 auf einem guten bis sehr guten Niveau. Über den Kontrast von knapp 17000:1 bei maximaler Helligkeit müssen wir angesichts selbstleuchtender und somit auch abschaltbarer Pixel gar nicht erst reden. Gängige IPS-Displays kommen hier lediglich auf Werte von 1000:1 bis maximal 2000:1.
Das Display ist ab Werk kalibriert, allerdings sind nur die wenigsten Displays wirklich in allen Bereichen perfekt. So trifft auch das OLED-Display die Tonwertkurve mit einem Gamma von 2,3 nicht ganz perfekt (Optimum: 2,2) und der Weißpunkt fällt mit 6900K bei 100% Helligkeit etwas zu kalt aus (Optimum: 6500K). Im Alltag bemerkt man das nicht, dafür gibt es zwei andere kleine „Downer“. OLED-Displays setzen fast ausschließlich auf glänzende Oberflächen. Angesichts der guten Helligkeit bekommt man aber nur Probleme, wenn sich direkt hinter einem eine helle Lichtquelle befindet. Zudem kommt das Display noch im 16:9-Format daher. Viele Hersteller – unter anderem auch das ASUS Vivobook 14 und 16 – schwenken mittlerweile auf das 16:10-Format um, da einfach mehr Arbeitsfläche in der Höhe zur Verfügung steht. Die Full-HD-Auflösung geht für mich bei 15,6″ hingegen total in Ordnung.
Ryzen 9 und dedizierte GPU sind Export-Schlager
Das Display muss sich also fast nichts ankreiden lassen, aber wie steht es um den Rest? Immerhin sollen Exporte einigermaßen flott vonstatten gehen und ich möchte mir von meinem Bekannten nichts anhören müssen, weil er beim Warten auf die Anwendung von Photoshop-Filtern eingeschlafen ist oder 60 FPS in CS:GO für ihn unspielbar sind.
Das ASUS Vivobook Pro 15 OLED setzt auf einen Ryzen 9 5900HX. Ihm zur Seite stehen 16 GB DDR4 RAM und eine GeForce RTX 3050. Klar, weder CPU noch Grafikkarte gehören zur aktuellsten Generation, allerdings ist der Ryzen ein ehemaliges CPU-Flaggschiff mit 8 Kernen, 16 Threads und einer TDP von 45 Watt – und damit immer noch sehr gut für kreative Anwendungen geeignet. Die RTX 3050 kann hier als dedizierte Grafikeinheit trotz geringer TGP von 50 Watt tatkräftig unterstützen und so gelingt der Export eines 34s langen Videos mit Animationen in Full HD in knapp 20 Sekunden. Der Export in UHD benötigt etwas mehr als das Dreifache der Zeit.
Filter und Effekte werden in Photoshop relativ zügig umgesetzt, für den Export von 400 Raw-Fotos in Adobe Lightroom ist das Vivobook Pro 15 OLED mit ca. 13 Minuten Dauer dann jedoch ähnlich wie bei Videos in 4K-UHD nicht der richtige Kandidat – allerdings auch nicht unbedingt dafür gedacht.
Solide bespielbar ohne Hitzestau
Und wie sieht es beim Zocken aus? Immerhin hatte ich versprochen, dass Gaming – mit Abstrichen beim Detaillevel – gut möglich ist. Ich werfe also zuerst CS:GO an, schraube die Details auf die mittlere Stufe und werfe den Benchmark an: ca. 220 FPS im Durchschnitt – und auch auf dem Deathmatch-Server droppt die Framerate nicht unter 150 FPS. Für professionellen ESport ist das Vivobook angesichts der Bildwiederholrate von 60 Hz nicht geeignet, aber dem gelegentlichen Match steht damit nichts im Wege.
CS:GO ist die eine Sache, aber wir reden hier auch von dem Triple-A-Shit in Form von Cyberpunk 2077 und Co. Was geht da? Finden wir es heraus. Auch hier manövriere ich mich erstmal durch die Grafik-Einstellungen und genieße die satten Farbtöne im Menü. Wir versuchen es im 1. Benchmark-Durchlauf mit dem Preset „Mittel“ und DLSS auf „Performance“. Durchschnittliche FPS: 50,34. Auch im Spiel bewegt sich die Framerate konstant über 40 FPS. Nicht das beste Spielerlebnis, klar, aber problemlos spielbar.
Fassen wir zusammen: Ein Runde zocken ist je nach Titel gut bis solide machbar. Die RTX 3050 ist zwar nicht für Höchstleistung ausgelegt, packt aber aber auch AAA-Titel mit reduzierten Details. In Online-Spielen wie CS:GO sind dank potenter 8-Kern-CPU bei mittleren Details sogar um die 200 FPS im Durchschnitt drin. Das beste dabei: Das Vivobook Pro 15 OLED ist unter Last nur sehr dezent hörbar und wird auch nicht besonders warm. Es lässt sich sogar auf dem Schoß nutzen.
Anschlusstechnisch ausbaufähig
Für Content Creation ebenfalls nicht irrelevant, die Anschlüsse. Die schlechten Nachrichten zuerst: Das Vivobook hat bedingt durch die AMD-Plattform keinen Thunderbolt-4-Port und für viele Fotografen wäre ein vollwertigen SD-Kartenleser sicherlich praktischer als der vorhandene MicroSD-Kartenleser.
Schneller USB-3.2-Typ-C- und Typ-A-Port, HDMI-1.4- und Klinkenanschluss sind aber dabei. Auf der linken Seite verstecken sich dann noch zwei USB-2.0-Ports, die für eine Maus oder andere Peripherie ausreichend sind. Der 3.2-Standard wäre jedoch auch hier willkommen gewesen. Bei der drahtlosen Konnektivität ist das Creator Notebook mit Bluetooth 5.0 und WiFi 6 gut aufgestellt.
Durchwachsen in der B-Note
Die Hauptpunkte sind damit erledigt, aber ich gehe auf Nummer sicher und checke auch die B-Note, bevor ich mir hier dann doch etwas über meine Empfehlung „anhören“ darf.
Sound? Überraschend gut. Sicherlich, das Harman/Kardon-Logo sagt erstmal nichts aus, aber tatsächlich ist der Klang stimmig und Höhen werden selbst bei maximaler Lautstärke nicht schrill, auch wenn das Vivobook 15 Pro insgesamt nicht übertrieben laut wird.
Die Eingabegeräte geben auch keinen Grund, ausfallend zu werden. Die Tastatur geht in Ordnung, auch wenn sie für mich noch einen etwas knackigeren Druckpunkt vertragen könnte. Immerhin bieten die Tasten beim Drüberfahren nur wenig Spiel und Texte schreiben geht schnell von der Hand. Das Touchpad fühlt sich mit der seidenmatten Oberfläche zudem sehr fingerschmeichlerisch an und ist auch schön groß. Eingaben werden präzise erkannt, ein leichtes Sprungbrett ist aber trotzdem vorhanden.
Ohne freie Slots und Anmelde-Komfort
Noch ein Punkt in Richtung Nachhaltigkeit und Möglichkeiten, die Lebenszeit des Vivobook potentiell zu verlängern. Es lässt sich öffnen – und zwar relativ einfach. Die 10 Torx-Schrauben an der Unterseite sind leicht lösbar und auch die Verkleidung lässt sich ohne Hilfsmittel schnell abnehmen. Da die Schrauben unterschiedlich lang sind, sollte man jedoch auf ihre Anordnung achten. Im Inneren gibt es leider keinen freien Slot, um eine zusätzliche SSD nachzurüsten. Die beiden RAM-Module befinden sich ebenfalls auf der nicht zugänglichen Seite und lassen sich somit weder austauschen noch erweitern. Immerhin: Sowohl Akku, SSD als auch WiFi-Modul können im Notfall ersetzt werden.
Ich muss meinem Kumpel zudem klarmachen, dass das Vivobook noch ein Gerät der „guten alten Zeit“ und – wenn man es denn so betrachten möchte – besonders datensparsam ist. Einen IR-Sensor für Windows-Hello oder eine Fingerabdrucksensor gibt es nämlich nicht, dafür einen Schiebeverschluss für die Webcam. Er versichert mir aber, dass er zu dem Preis gut damit leben kann, wenn das Gerät dafür möglichst robust ist und sich wie sein berentetes Notebook mit einer Hand öffnen lässt. Da er es zudem viel auf Reisen mitnehmen möchte, kommt ihm das Gewicht von 1,65kg ebenfalls sehr gelegen.
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*Stand: 06.07.2023