Es gibt verschiedene Wege, mit dem Thema Smart Home anzufangen. Wir erklären dir, welche Systeme es gibt und worauf du achten musst.
Die eigenen vier Wände clever zu machen, ist in den letzten Jahren immer einfacher geworden. Erforderte es früher noch viele manuelle Einstellungen, sind wir heute an dem Punkt angekommen, dass es in vielen Fällen schon ausreicht, einfach einen QR-Code mit dem Handy zu fotografieren und die Einrichtung ist abgeschlossen.
Die erste Frage, die du dir stellen musst, ist: Was genau an meinen vier Wänden will ich in ein Smart Home verwandeln? Sollen es nur ein paar Akzent-Lichter sein, die dann via Funkschalter, Smartphones und Tablet gesteuert werden? Sollen bestimmte vorhandene Geräte über eine smarte Steckdose oder einen versteckten Schalter wie von Geisterhand auslösen? Ist dein Ziel mehr Wohnkomfort durch smartes Heizen oder willst du die Sicherheit daheim aufstocken?
Abhängig davon, was dein Ziel ist, brauchst du entweder einzelne Systeme oder eine Rundum-Lösung. Nicht alle Systeme sind aber miteinander kompatibel. Daher solltest du schon vor dem Kauf dir Gedanken machen, welche Bereiche für dich relevant sind und es in den kommenden Jahren noch werden. Sonst fängst du das ganze Thema noch ein zweites Mal an.
Smart Home – Licht
Eines der ersten Produkte, die fast jeder Smart Home Hersteller auf den Markt gebracht hat, sind LED-Strips und Glühlampen. Gerade letztere haben aber den Nachteil, dass der klassische Lichtschalter die komplette Automation lahmlegt.
Daher haben einige Hersteller auch in den letzten Jahren kleine Schalter entwickelt, die direkt unter dem Lichtschalter installiert werden und so eine direkte Verbindung zwischen Smart Home und analoger Technik herstellen. Diese Lösungen erfordern allerdings Fachwissen im Bereich Elektrotechnik. Lass dir also von einem Profi helfen, wenn du nicht zu 100% sicher bist, was du da tust.
Andere Hersteller bieten dagegen inzwischen komplette Lampen mit Smart Home Technik an – allen voran Philips Hue. Diese Lösungen sind dann wesentlich eleganter als eine Glühlampe auszutauschen, kommen aber eben auch mit einem entsprechenden Preisschild.
Smarte Lampen/Lichter lassen sich auch perfekt mit Bewegungsmelder kombinieren, um so vom Hausflur bis zum Carport alles mit Licht zu versorgen, was sonst in Dunkelheit liegt. Die Grenze des Machbaren ist hier deine Fantasie. Von der Wickelkommode mit automatisch gedimmtem Licht bis zum zeitgesteuerten Tageslichtwecker ist hier viel möglich.
Smart Home – Sicherheit
Nichts ist so heilig wie die eigenen vier Wände. Genau darum müssen diese auch besonders geschützt werden. Gleiches gilt aber auch für Geschäftsräume. Ein gut gewähltes Sicherheitssystem ergänzt dabei die mechanischen Schlösser und Riegel und kann bequem an deine Bedürfnisse angepasst werden.
Auch für diese Situation gibt es diverse Lösungen. Angefangen von einer Teillösung wie einer smarten Video-Türsprechanlage oder Kameras mit Bildübertragung bis hin zur Rundum-Überwachung an Fenstern und Türen – mit ohrenbetäubender Sirene oder ohne.
Moderne Systeme informieren dich inzwischen auf der ganzen Welt, wenn in deiner Wohnung/deinem Haus etwas Komisches passiert. Ein kurzer Blick aufs Smartphone reicht dann schon, um die Nachbarskatze zu identifizieren oder ernsthaftere Schritt in die Wege zu leiten.
Wichtig ist aber auch hier, dass bei einem größerem Smart Home-System alle Komponenten vom gleichen Hersteller stammen, um eine reibungslose Funktion zu gewährleisten. Es gibt auch die Möglichkeit, bestimmte Hersteller über den Matter-Standard zu kombinieren, aber gerade beim Thema Sicherheit solltest du eher keine Bastel-Lösung verwenden.
Smart Home – Heizung
Die letzte Nebenkostenabrechnung war ein echter Schlag ins Gesicht? Sehr wahrscheinlich liegt das an den hohen Heizkosten. Eine smarte Heizungs- und Raumklimasteuerung ist der einfachste Weg, nachhaltig Energie zu sparen. Dabei kannst du selbst wählen, ob du einzelne Räume oder ganze Wohnungen/Häuser oder sogar Geschäfts- und Büroräume steuern möchtest.
Dabei kannst du hier selbst wählen, wie clever dein Smart Home sein soll. Simple Thermostate gibt es bereits ab 20€ und schon damit kannst du präzise Zeitpläne zum Heizen erstellen. Viel mehr ist dann allerdings häufig nicht möglich.
Für weiterentwickelte Funktionen inklusive Erkennungen, wenn du das Haus verlässt oder Zugriff von außerhalb, musst du etwas tiefer in die Tasche greifen. Dafür reagiert deine Heizung dann auch ganz alleine, wenn sich draußen das Wetter ändert. Etwa 50-80€ pro Thermostat musst du dafür rechnen.
Die Steuerung erfolgt dabei bei günstigen Geräten direkt am Thermostat, während die fortgeschrittenen Smart Home-Heizungssysteme per Smartphone-App oder Sprachassistenten gesteuert werden können.
Smart Garden
Rasen mähen und Pflanzen wässern, sind zwei sehr zeitintensive Aufgaben. Beides kann aber zum Glück auch einfach via Smart Home gesteuert werden. Das Ganze hört auf den Namen „Smart Gardening“ und wie bei den anderen Systemen erfolgt hier die Steuerung per App oder via Zeitschaltplan.
Smarte Gartenbewässerungssysteme werden einfach zwischen deinen Wasserhahn und Gartenschlauch geklemmt und schalten dann meistens magnetisch ein Ventil. Preislich bewegen wir uns hier im Bereich von 100-150€ für einen einzelnes System. Es gibt auch leicht günstigere Systeme, aber diese verzichten dann wieder auf smarte Funktionen.
Ein Mähroboter hingegen zählt schon sehr in die Kategorie Luxus-Gut. Preislich bewegen wir uns hier schnell im vierstelligen Bereich, aber am Ende ist es schwer, einen Preis für die eigene Zeit zu nennen. Je nach Größe des Gartens kann sowas schon mehrere Stunden dauern und im Sommer kannst du dazu fast jedes Wochenende mähen. Da kommen schnell einige paar Stunden zusammen.
Einige Mähroboter brauchen zusätzlich eine Art Begrenzungszaun, damit sie wissen, wie weit ihr Arbeitsgebiet reicht. Moderne Systeme erkennen hingegen Gehwege, Terrassen, Sandflächen genauso wie Gras. Entsprechend brauchst du dir da keine Sorgen machen.
Smart Home – Entertainment
Unter dieser Kategorie versteht man alles, was mehr Spaß in die eigenen vier Wände bringt. Dazu zählen neben Bluetooth/Wi-Fi-Speakern auch Soundbars mit integriertem Sprachassistent, aber auch moderne Fernseher mit (integriertem) Chromecast und AirPlay.
Ebenfalls gehören Netzwerkspeicher in diese Kategorie, mit denen du von jedem Endgerät in deinem Netzwerk (und außerhalb) auf deine Fotos, Musik und Videos zugreifen kannst. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob das mobile Geräte (Smartphones, Tablets usw.) sind oder ob es dein heimischer Computer ist.
Sprachassistenten
Da das Ziel von Smart Home immer Bequemlichkeit ist, sollte das Smartphone auch nicht ständig nötig sein. Genau aus diesem Grund verwenden die meisten Hersteller auch mindestens einen der aktuellen Sprachassistenten – Siri, Google-Assistent oder Alexa.
In der folgenden Tabelle bekommst du einen guten Überblick, welches System mit welchem Sprachassistenten funktionieren und kannst entschieden, welche Systeme sich in dein (eventuell schon) vorhandenes Ökosystem integrieren lässt.
System | Apple HomeKit | Google Assistant | Amazon Alexa |
---|---|---|---|
Philips Hue | ja | ja | ja |
Homematic IP Access Point | ja | ja | ja |
Homematic IP CCU | ja (THKL) | nein | ja (Cloudmatic) |
Shelly | ja | ja | ja |
Bosch Smart Home | ja | ja | ja |
Netatmo | ja | ja | ja |
Google Nest | nein | ja | ja |
Doorbird | nein | nein | nein |
tado° | ja | ja | ja |
Nuki | ja | ja | ja |
Magenta Smart Home | nein | ja | ja |
Besonders in Apple HomeKit lassen sich sehr gut Abhängigkeiten integrieren. Wenn Situation 1 passiert, aktiviere Gerät 2 und im schalte Gerät 3 ab.
Als konkretes Beispiel wäre da eine Morgenroutine, die nach einem gemurmelten „Guten Morgen“ die Vorhänge aufzieht, eine definierte Playlist startet und dazu auch noch die Überwachungskameras der vergangenen Nacht ausschaltet. Beim Verlassen der Wohnung/des Hauses werden die Systeme dann ganz automatisch wieder in ihren Ausgangszustand versetzt.
Deine eigene Zentrale
Wie bereits erwähnt, sind nicht alle Systeme miteinander kombinierbar. Es gibt aber auch Ausnahmen und zwar durch übergreifende Software und da haben sich in den letzten Jahren insgesamt fünf Systeme einen Namen gemacht. Jedes System hat dabei seine Vor- und Nachteile.
Hier hast du eine Übersicht, welche Smart Home Systeme mit welcher Zentral-Software kompatibel sind. Sollten mehrere Programme für dich in Frage kommen, solltest du sie einfach mal mit einem Raspberry Pi ausprobieren, welches dir am meisten zusagt. Alle hier genannten Programme sind kostenlos.
System | ioBroker | Home Assistant | Homebridge | OpenHAB | FHEM |
---|---|---|---|---|---|
Philips Hue | ja | ja | ja | ja | ja |
Homematic IP AccessPoint | ja | ja | ja | nein | nein |
Homematic IP CCU | ja | ja | ja | ja | ja |
Shelly | ja | ja | ja | ja | ja |
Bosch Smart Home | ja | ja | ja | ja | nein |
Netatmo | ja | ja | ja | ja | ja |
Google Nest | nein | ja | ja | ja | nein |
Doorbird | ja | ja | ja | ja | ja |
tado° | ja | ja | ja | ja | ✗ |
Nuki | ja | ja | ja | ja | ja |
Magenta Smart Home | nein | nein | nein | nein | nein |
Hier mal die wichtigsten Punkte: FHEM ist gefühlt so lange auf der Welt, wie es das Internet gibt und sieht auch noch genauso aus. Homebridge bringt Nicht-Homekit-Geräte in das Apple-Ökosystem. Home Assistant hat hingegen eine sehr intuitive Benutzeroberfläche – gleiches gilt für OpenHAB. Persönlicher Favorit ist allerdings aktuell ioBroker, der so ziemlich das Beste aus allen Welten mitbringt.
Smart Home – Deine ersten Schritte
Nachdem du jetzt einen guten Überblick hast, welche Möglichkeiten dir Smart Home bietet, solltest du dir Gedanken machen, was du davon umsetzen möchtest und ob dein System in den kommenden Jahren noch wachsen soll.
Geht es dir nur um eine LED-Strip unter dem Küchentresen oder soll alles in deinen vier Wänden auf dein Kommando gehorchen? Abhängig von deiner Antwort, wird der Aufwand größer oder kleiner. Gleiches gilt für die Kosten.
Am Anfang solltest du Themen wie „Smart Home übergreifende Software“ wie Home Assistant und ioBroker außen vor lassen und dich auf Themen wie Heizung und Sicherheit fokussieren. Smarte Thermostate sparen dir auf lange Sicht Geld, während Bewegungsmelder und Fensterkontakte dir etwas mehr Seelenfrieden geben.
Achte einfach darauf, dass dein ganzes Smart Home Equipment den Matter-Standard unterstützt. Dann kannst du das System im Nachhinein auch noch weiter wachsen lassen und mehr an deine Situationen anpassen, ohne dann alles zuvor gekaufte austauschen zu müssen.
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Bildquelle: eve