Anycubic Photon D2 im Test – Extreme Details und Langlebigkeit

      Anycubic Photon D2 im Test – Extreme Details und Langlebigkeit

      3D-Druck ist noch ein neues Thema für uns und so gibt es auch immer mal wieder neue Techniken zu entdecken. 3D-Drucker mit DLP-Technologie sind so eine neue Sparte, die ich mir im Test etwas genauer angesehen habe. Genauer genommen den Anycubic Photon D2 DLP Resin-Drucker.

      Der Unterschied von DLP-Druckern gegenüber „herkömmlichen“ LCD-SLA-Druckern liegt vor allem in der Belichtungstechnik. Statt einer LED-Matrix kommt hier ein DLP-Projektor zum Einsatz, der die zu druckende Form auf die Buildplate projiziert und damit belichtet. Die Technik ist vergleichbar mit der eines Beamers im Wohnzimmer, wenn auch nicht identisch. Der große Vorteil hierin liegt in drei Punkten: Geringerer Energieverbrauch, da nur eine einzelne Lichtquelle benötigt wird, sehr lange Lebensdauer von mindestens 20.000 Stunden und eine sehr hohe Genauigkeit beim Druck.

      Ein paar Nachteile gibt es aber auch. So ist die Auflösung zwar sehr hoch und deutlich feiner als bei „herkömmlichen“ FDM- und SLA-Printern, aber auch fast schon zu genau. Die Layer selbst sind genauso fein wie bei den LCD-SLA-Druckern, durch die extrem hohe Genauigkeit der DLP-Technik können aber Treppen-Effekte entstehen. Das macht sich besonders an Rundungen bemerkbar, wie die Beine der Modelle. Dem will Anycubic durch eine neue „Light Uniformity Engine“ entgegenwirken.

      Durch den überarbeiteten Aufbau konnte sich das Druckvolumen des Photon D2 um 62% gegenüber dem (direkten Vorgänger) Photon Ultra vergrößern. Die DLP-Technik senkt den Energieverbrauch gegenüber anderen Druckern zudem deutlich. Während FDM-Drucker problemlos auch 300W schlucken, genügen sich LCD-Drucker mit etwa 45 bis 60W. Im Vergleich dazu liegen DLP-Drucker bei ca. 15 Watt.

      Aufbau und Einrichtung

      Was den Aufbau und die Einrichtung angeht, ist der Photon D2 extrem einfach gehalten. Im Lieferumfang ist alles dabei, was man zum Start braucht. Neben dem Drucker selbst mit allen Zubehörteilen, sind noch ein Spachtel zum Lösen der Bauteile nach dem Druck, eine Packung Gummihandschuhe, ein Kunststoff-Spachtel um die Resin-Wanne zu reinigen, eine Display-Schutzfolie samt Zubehör und die Software auf einem USB-Stick in der Verpackung.

      Zur Montage muss dann auch nur die Buildplate mit der Halterung verbunden und aufgesteckt werden, danach geht es direkt ans Kalibrieren. Auch das ist schnell erledigt: Buildplate lose aufstecken, den beiliegenden Leveling-Zettel auf das „Display“ legen, im Menü die Druckplatte auf „home“ schicken und im Anschluss festziehen, das wars. Das nötige Werkzeug dafür liegt auch direkt bei. Jetzt nur noch die Resin-Wanne einsetzen und fertig.

      Die Resin-Wanne kommt auch direkt mit einer kleinen Skala an beiden Seiten, um die richtige Menge Resin einzufüllen. Zu viel schadet zwar nicht – solang es nicht über die „Max“-Markierung hinausgeht – aber zu wenig würde den Druck ruinieren, wenn man nicht rechtzeitig nachfüllt.

      Software

      Mit dabei ist die Anycubic Photon Workshop-Software in ihrer neuesten Version. In dieser wird der Druck vorbereitet, das sogenannte Slicing. Das zu druckende Objekt wird also in einzelne, feine Schichten geschnitten, die der Drucker dann einzeln belichtet. Damit legt man auch direkt fest, wie fein der Druck sein soll. Umso geringer die Schichtdicke, desto feiner das Endergebnis. Aber: Desto höher auch die Gefahr von Druckfehlern und umso höher auch die Druckzeit. Ein guter Mittelwert im Test waren hier 40nm oder auch 0,04mm Schichtdicke. Alles darunter hat die Druckzeit stark erhöht – und im Test hatte ich damit mehr Probleme mit verschobenen Layern bei sehr feinen Strukturen. Auch dazu später noch etwas mehr. Nach dem Slicing selbst zeigt die Software auch das voraussichtlich benötigte Resin an.

      Generell funktioniert die Software wie sie soll, die Druckvorschau ist manchmal aber ein wenig hakelig zu bedienen. Das macht CURA ein wenig besser – die ist aber schlicht nicht mit den DLP- und SLA- Druckern kompatibel. Und generell tut die „Photon Workshop“ Software ihren Dienst und ist selbsterklärend. Generell hat man hier in den Einstellungen auch nicht viel zu ändern, sobald einmal die passenden Settings gefunden sind. Nur die Belichtungszeiten sollten je nach Resin angepasst werden.

      Steuerung

      Zur Steuerung setzt der Photon D2 auf ein Touch-Display an der Front. Dieses reagiert gut auf Eingaben, deutlich besser als noch das Display in meinem Test des Photon M3. Es könnte für meine Finger ein wenig größer sein, aber am Ende nutzt man das Display nur um den Druck zu starten, daher stört das nicht weiter. An den Übersetzungen könnte Anycubic aber noch etwas arbeiten 😉.

      Der Druck

      Auf zum spannendsten Teil, dem Druck. Wie schon bei der Software erwähnt, ist die Vorbereitung recht einfach, also können wir direkt mit dem Druck loslegen. Zum Test habe ich ein paar – teils sehr feine – Figuren genutzt. Anycubic war zudem so nett, mir das passende DLP-Resin für den Test zu schicken. Die Ergebnisse damit sind aus dem Stand heraus, ohne weiteres Feintuning, richtig gut.

      Der erste Orc enthält extrem viele feine Details, die für den Photon D2 kein Problem waren. Auch die abstehenden Hörner waren gar kein Problem. Etwas Nacharbeit bedarf es aber trotzdem: Die Stellen, an denen der Support saß, haben nach dem Drucken, reinigen und aushärten noch kleine „Pickelchen“, die man am besten einfach mit ein wenig feinem Sandpapier oder einer feinen Nagelfeile abschleift. Das liegt aber generell an der Drucktechnik. Mit geschicktem Positionieren des Drucks auf der Platte, kann man diese Stellen auch minimieren. Das ist reine Übungssache.

       

      Der zweite Druck war dann etwas ambitionierter: Viele überstehende Details, lange Haare, Bart, viele feinere Details – und all das in 0,02mm Schichtdicke. Das Ergebnis ist ziemlich gut, aber nicht perfekt geworden. Das lag aber primär an mir und mangelnder Erfahrung mit solchen feinen Drucken. Mit ein wenig Übung sind hier sicher auch noch bessere Ergebnisse möglich. Meine Settings führten jedenfalls zu ein paar fehlenden Extremitäten und einzelnen Layer-Shifts, insbesondere am Bart, wenn sich das (noch weiche) Resin ein wenig verschoben hatte.

      Superman danach war dann wieder sehr einfach und – durch eine kurze Unachtsamkeit – auch gleich noch ein guter Test für die Fähigkeit einen Druck fortzusetzen. Einmal am falschen Kabel gezogen und schon war der Strom weg, mitten im Druck. Den Druck fortzusetzen war kein Problem. Die Stelle, an der der Stromausfall passierte, ist im Endergebnis aber sichtbar. Nicht störend und nach dem Bemalen ist sie dann sicher auch weg.

       

      Was alle Drucke gemeinsam haben: Der Moire Effekt bei Rundungen ist auch trotz neuer Light Uniformity Engine noch da, allerdings so fein, dass er mir erst beim Fotografieren und vergrößerter Ansicht der Fotos aufgefallen ist. Ganz vermeiden lässt sich der Effekt also noch nicht.

      Die Angaben auf dem Resin zur Belichtungszeit pro Schicht sind ziemlich weit gefasst und hier ist es ein wenig Trial-and-Error, was am besten funktioniert für die gewünschten Ergebnisse. Aus dem Stand heraus sind die Werte aber ein guter Anhaltspunkt, um direkt gute Ergebnisse zu erzielen. Für gute Drucke sorgt auch die Druckplatte. Die ist, wie schon beim Photon M3, lasergraviert und sorgt dadurch für bessere Haftung des Modells. Ich hatte im Test keinerlei Probleme mit zu viel oder wenig Haftung, kein Modell ist abgefallen und alle ließen sich mittels Spachtel schnell von der Platte lösen.

      Ein weiterer Vorteil gegenüber klassischen FDM-Druckern ist die Geräuschkulisse beim Druck. Der Photon D2 ist durch die DLP-Konstruktion an sich lautlos, das einzige Geräusch das er von sich gibt, ist der Steppermotor der Z-Achse beim Auf- und Ab-Bewegen der Buildplate. Und der ist so leise, dass man ihn kaum wahrnimmt. Störend war er daher nicht.

      Das Einzige was stören kann, ist der Geruch. Wie schon beim Photon M3 riecht man die Anwesenheit des Photon D2. Das Resin dünstet immer ein wenig aus und verbreitet Geruchsnoten von Isopropyl-Alkohol und ein wenig Chemie. Daher sollte er auf jeden Fall immer in einem gut belüfteten Raum genutzt werden. In meinem Fall sorgt ein Luftfilter mit Aktivkohlefilter noch zusätzlich für bessere Luft im Betrieb.

      Reinigung

      Nach dem Druck muss der Drucker natürlich gereinigt werden. Dafür lässt sich die Resin-Wanne einfach aus dem Drucker herausziehen und überschüssiges Resin in die Flasche zurückfüllen. Dafür legt Anycubic auch direkt ein paar einfache Papierfilter bei. Zu lange warten sollte man damit auch nicht, denn im Gegensatz zum Photon M3 ist mir das Resin hier schneller „gekippt“ und es hat sich eine feste Schicht auf der Oberfläche gebildet. Die blaue Abdeckung scheint etwas mehr UV-Strahlung durchzulassen als die (sonst verwendete) gelbe.

      Ist die Wanne leer, einfach mit einem Küchentuch und etwas Isopropyl-Alkohol auswischen. Gleiches gilt für die Buildplate, die mit etwas Isopropyl und einem Küchentuch o.Ä. gereinigt werden kann. Wichtig ist dabei nur, am besten Handschuhe zu tragen, um kein Resin auf die Haut zu bekommen. Auch zu viel Alkohol kann auf Dauer die Haut reizen. Mehr zur Reinigung findet ihr auch in meinem Beitrag zum Anycubic Photon M3, bei dem ich den Teil etwas ausführlicher beschrieben habe.

      Fazit

      Der Anycubic Photon D2 macht sehr vieles richtig. Er ist sehr kompakt, einfach aufzubauen und benötigt wenig Energie. Auch die Steuerung passt und er lässt sich einfach bedienen. Die Druckqualität ist hervorragend und mit ein wenig Übung sind extrem detaillierte Modelle möglich. Die Druckgeschwindigkeit ist trotzdem noch sehr hoch, sodass man auch auf große Modelle nicht allzu lange warten muss. Mein vergleichsweise großes Superman-Modell war in unter 6 Stunden fertig gedruckt.

      Die Nachteile liegen eher beim Thema Resin-Druck selbst. Der Geruch gepaart mit potentiell giftigen Chemikalien ist nicht für jeden etwas und mit dem Gedanken muss man sich am Ende anfreunden können. Einfache Maßnahmen wie Gummihandschuhe helfen bereits um diese Nachteile abzufedern und mit der Zeit wird man geübt im Umgang mit den Materialien. Zudem gibt es immer mehr pflanzenbasierte Resins, die auch mit Wasser waschbar sind, um den Einsatz von Isopropyl-Alkohol zu minimieren.

      Wer einen sehr fein aufgelösten Drucker für Modellierung, Prototypen oder ähnliches sucht, wird hier auf jeden Fall fündig. Preislich liegt der Photon D2 mit einer UVP von 699 Euro deutlich über dem Photon M3, bietet dafür aber auch eine geringere Energieaufnahme und deutlich höhere Lebensdauer. Über die Zeit rentiert sich die teurere Anschaffung daher für jene, die viel drucken. Und falls ihr im Universum eines gewissen Tabletop-Spiels unterwegs seid, habt ihr die Kosten vermutlich schon nach wenigen Monaten wieder drin 😉

      Verfügbar ist der Anycubic Photon D2 ab sofort direkt im deutschen Anycubic Store.

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