Wir klären, ob dem Galaxy S24, dem iPhone 15 oder dem Zenfone 10 der Titel „Kleiner König der Smartphone-Kameras“ zusteht.
Die Kamera des Smartphones ist für viele die wichtigste Kamera – wenn nicht sogar die einzige – die sie besitzen. Dazu ist die Kamera eines der wenigen Features, das Mittelklasse- und Highend-Smartphones noch voneinander trennt.
Genau darum sehen wir uns heute die Kamera des Samsung Galaxy S24 und des iPhone 15 genauer an. Als die Standard-Varianten von Samsungs und Apples Flagship-Lineup, dürften sie bei vielen von euch ganz oben auf der Wunschliste stehen. Das Zenfone 10 ist mit dabei, weil es eines meiner liebsten Smartphones der letzten Jahre ist. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Underdogs.
Wie immer müssen sich die Geräte in verschiedenen Lichtsituationen und Abständen zum Motiv beweisen. Alle Aufnahmen wurden im Automatik-Modus geschossen. Die Algorithmen sollen ruhig mal zeigen, was sie können. Um die Bilder größer zu sehen, müsst ihr sie nur antippen.
Tageslicht ist für Kameras die beste Umgebung
Wir starten bei Sonnenlicht. Diese Aufgabe ist für fast alle Smartphones – teuer und günstig – meist ein Kinderspiel. Die kleinen Kamera-Sensoren können jede Menge Licht einfangen und so kommt es nicht zu unschönem Bildrauschen.
Kurze Distanz
Mit etwa einer Armlänge Abstand zur Kamera starten wir in die erste Runde. Es kommt KEIN Portrait-Modus zum Einsatz. Die Hintergrundunschärfe kommt einzig und allein durch den Abstand zwischen Vorder- und Hintergrund.
Samsung hat definitiv die kleinste Schärfeebene. Der gleiche Zweig ist an einigen Stellen scharf und an anderer Stelle bereits unscharf. Gleiches bei Apple, allerdings ist es bei Samsung stärker ausgeprägt. Farblich sind beide Geräte etwa auf dem gleichen natürlichen Level.
Lob gibt es an dieser Stelle direkt für ASUS. Das Zenfone 10 überzeugt mit der besten Objektschärfe. Der ganze Zweig ist im Fokus. Farblich wirkt das Bild leicht blass, aber keineswegs unnatürlich.
Mittlere Distanz
Der Abstand zwischen Kamera und Objekt hat sich in der zweiten Runde auf knapp zehn Meter erhöht. Immer noch keine wirkliche Herausforderung, aber die unterschiedlichen Stufen des HDR überraschen doch sehr.
Achtet bei den Bildern mal ganz genau auf die Verstrebungen unter dem Dach. Beim iPhone 15 sind sie praktisch nicht zu sehen. Beim Galaxy S24 kann ich hingegen jeden einzelnen Balken sehen. Das Zenfone 10 lässt das Konstrukt zumindest noch gut erahnen.
Farblich ist das Zenfone 10 wieder etwas weniger gesättigt als das Galaxy S24 und das iPhone 15. Bei der allgemeinen Schärfe sind alle drei etwa auf dem gleichen Level. Kein Gerät ist durch die vielen kleinen Kieselsteine am Boden durcheinander gekommen.
Lange Distanz
In der dritten Runde ist der Abstand auf inzwischen etwa 75 Meter angewachsen und was als erstes ins Auge sticht, sind die unterschiedlichen Interpretationen des Himmels, bzw. dessen Farbe. Nach meiner Erinnerung ist die Darstellung des S24 am nächsten an der Realität.
Zoomen wir etwas ran, fällt direkt auf, dass Samsung am aggressivsten beim Weichzeichner ist, während das iPhone versucht, mit möglichst viel Schärfe die Distanz zu überbrücken. Das Zenfone ist irgendwo in der Mitte.
Das wird besonders bei den Baumkronen deutlich. Samsung liefert fast komplett einen Brei, während das iPhone versucht, jeden einzelnen Ast zu erhalten. Gerade beim Thema digitale Nachbearbeitung bei Zoom liegt aber Apple für mich leicht vorne.
Manchmal muss es eben die Selfie-Kamera sein
Um das gute Tageslicht noch etwas weiter zu nutzen, habe ich im nächsten Schritt die Kameras gewechselt. Wichtige Anmerkung: Diese Fotos sind ebenfalls NICHT im Portrait-Modus entstanden. Die Hintergrundunschärfe kommt also auch hier rein von der Distanz zwischen mir und dem Hintergrund.
Bei diesen Bildern sind meine Kopf- und Barthaare wieder ein guter Indikator für die Nachbearbeitung jedes Smartphones. Samsung verwäscht die Konturen etwas, Apple schärft aggressiv nach und das Zenfone ist erneut irgendwie in der Mitte.
Was die Farben angeht, mag ich das Zenfone am meisten. Das Galaxy S24 hat mich etwas abgedunkelt und das iPhone etwas rosa-farbener gemacht, als ich hoffentlich bin. Das Zenfone liefert allgemein die besten Farben – aber verschluckt leider meine Augenfarbe komplett.
In der Dunkelheit kommt das Kamera-Rauschen
Jetzt wird es anspruchsvoll. Nicht nur müssen alle drei Smartphones alles an Software auffahren, was sie haben – sie dürfen sich dabei auch nicht so viel Zeit lassen. Ich habe keine Zeit, mein Gerät fünf Sekunden lang absolut still zu halten.
Kurze Distanz
Diesmal ist die kurze Distanz etwas länger als beim Tageslicht. Mit knapp zwei Metern Abstand befinden wir uns aber in einem guten Bereich. Die Herausforderung ist diesmal, dass ich kein Licht im Rücken habe, sondern nur von vorne. Ich fotografiere also gegen das Licht.
Alle drei Smartphones machen hier einen guten Job. Das Bild-Motiv ist deutlich zu erkennen und die Schrift ist leserlich. Bedenken wir die schwierigen Lichtverhältnisse sind das sehr gute Ergebnisse.
Zoomen wir aber auch hier etwas rein, erkennen wir allerdings, dass die Schrift des Galaxy S24 etwas verwischt aussieht. Auf der anderen Seite schärfte das Zenfone massiv nach. Am Besten sieht das iPhone aus.
Mittlere Distanz
Mit etwa 50 Metern ändern sich die Fähigkeiten der Smartphones kaum. Sehr auffällig ist, dass das iPhone 15 weniger Angst hat, Dinge im Dunkeln zu lassen und das Zenfone am meisten die Helligkeit erhöht, was dann auch zu stärkerem Bildrauschen führt.
Sehen wir uns die feineren Details an, fällt direkt auf, dass Samsungs Weichzeichner sich hier rächt. Der Baum rechts verschmilzt fast mit dem Gebäude und die Querstreben der Fenster sind auch weniger gut zu erkennen.
Das iPhone 15 hat ebenfalls ein deutliches Bildrauschen, aber das fällt wegen des dunkleren Gesamtbildes weniger auf. Gleichzeitig hat es mit den Details in den Fenstern zu kämpfen. In Summe war das iPhone von der Gesamtstimmung trotzdem am nächsten am Original dran. Keines der beiden anderen Geräte fällt aber hier weit ab.
Künstliches Licht beeinträchtigt die Kamera wenig
Künstliches Licht in geschlossenen Räumen ist für Smartphones oft schwierig, wenn es um den Weißpunkt geht. Ihr habt daheim wahrscheinlich diverse „Lichtfarben“, die bei einem Bild einen starken Einfluss auf die Gesamtstimmung haben. Warmes und weiches Licht fürs Wohnzimmer, kälteres und damit bläulicheres Licht in der Küche (oder im Bad) sind die typischen Beispiele.
Für mein kleines Experiment habe ich mich erneut dafür entschieden, gegen das Licht zu fotografieren und einfach nur die schwache Deckenlampe zu verwenden. Dadurch entsteht ein langer Schatten, der zusammen mit dem grellen Post-it eine nette kleine Herausforderung bietet.
Es zeigt sich, dass alle drei Smartphones die Lichtstimmung ähnlich einschätzen und entsprechend gegensteuern. Das Zenfone nutzt die Chance, um die Sättigung der Farben hochzuziehen und so den Tisch und den gelben Zettel zusätzlich „poppen“ zu lassen. Das überrascht, da sich gerade ASUS im bisherigen Vergleich bei den Farben eher zurückgehalten hat. Das Gesamtbild gefällt mir trotzdem sehr.
Zwischen dem iPhone 15 und dem Galaxy S24 sind hingegen keine großen Unterschiede zu sehen. Selbst die allgemeine Lichtstimmung ist bei beiden Geräten sehr ähnlich. Samsung wagt sich an etwas mehr Belichtung und lässt so das kleine Display des UGREEN Nexode erahnen.
Fazit zum Kamera-Vergleich
Es überrascht wenig, dass alle drei Geräte sehr gute Ergebnisse abliefern. Da wir uns hier preislich im „>800€-Segment“ bewegen, habe ich auch nichts anderes erwartet. Alle drei Geräte legen aber ihren Fokus auf verschiedene Schwerpunkte, was ihre Bilder bei den Details sehr unterschiedlich macht.
Da wir jetzt schon mehrfach die Charakteristika der einzelnen Geräte durchgegangen sind, wette ich, dass ihr die folgenden drei Bilder selbst ganz einfach zuordnen könnt. Kleiner Tipp: Es ist nicht die gleiche Reihenfolge wie bei allen anderen Bildern.
Samsung mag Perfektion. Was nicht in das Ideal passt, wird eiskalt mit Weichzeichnern weggebügelt. Ansonsten gibt es in der Software ab Werk auch die Möglichkeit, ungeliebte Dinge direkt digital zu entfernen. Keine Falten, keine Konturen – Schönheit um jeden Preis.
Apple legt seinen Fokus lieber auf eine ausgewogene Stimmung bei Farben und Licht. Das führt zu sehr guten Bildern, die aber auch bis zum Äußersten nachbearbeitet werden, damit sie den Ansprüchen aus Cupertino gerecht werden. Das kann schnell zu viel werden, aber ist fast immer direkt bereit für Instagram.
ASUS ist noch nicht so lange im Highend-Kamera-Segment unterwegs und hat sich noch nicht ganz entschieden, welchen Weg es gehen will. Aktuell sind es gute Bilder, die aber das Gefühl von „besserer“ Mittelklasse versprühen. Damit liegt das Zenfone 10 leicht hinter dem iPhone und dem Samsung Galaxy.