OPPOs Find X-Serie ist vor allem für ihre Oberklasse-Smartphones bekannt. Mit dem Find X3 Neo 5G haben wir nun aber die goldene Mitte im Test. Das günstigere X3 Lite überzeugte uns bereits mit rundum soliden Leistungen. Wir wollten für euch herausfinden, ob der große Bruder den Aufpreis von knapp 350€ rechtfertigen kann.
Das gefällt uns
- Vielseitige Kamera (Weitwinkel, Tele, Ultraweit)
- Hervorragende Porträtaufnahmen
- Gute Update-Politik & übersichtliches OS
- Schneller Prozessor & viel RAM
- Enorm fix geladen (34 Minuten)
- Flüssiges, farbenfrohes Display (90Hz)
Das gefällt uns nicht
- Keine kabellose Ladefunktion
- Akkulaufzeit nur Mittelmaß
OPPO ist schon lange nicht mehr als Budget-Hersteller bekannt, sondern fertigt seit geraumer Zeit auch Spitzenmodelle. Mit dem letztjährigen Deutschlandstart hat sich die Marke im eigenen Konzern BBK (OnePlus, Vivo, OPPO, Realme) aber eher als edle Alternative zu den günstigeren Geschwistern etabliert.
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Mit dem X3 Neo greift man nun im vielumkämpften Preis- und Leistungssegment um 800 Euro an. Hier tummeln sich namhafte Konkurrenten wie das Samsung Galaxy S21 (Plus), das Xiaomi Mi 11 oder das iPhone 12. Dementsprechend muss OPPO mit dem X3 Neo ordentlich abliefern.
Die gebotene Hardware ist bereits eine gute Grundlage und verspricht sogar eine Hauptkamera aus dem deutlich teureren Spitzenmodell. Aber der Reihe nach. Verschafft euch in der ausklappbaren Tabelle erstmal einen Überblick zu den genauen technischen Daten des Find X3 Neo.
Design und Lieferumfang
Der Lieferumfang des X3 Neo ist umfassend. Soll heißen: ein stattliches 65W-Ladegerät liegt ebenso bei, wie ein Headset und eine Silikonhülle. Eine Display-Schutzfolie ist auch bereits vorangebracht. Mehr braucht es nicht, um mit einem gut geschützten Smartphone in den Alltag zu starten.
Das Design des Neo geht im Vergleich zu OPPOs bekannter Reno-Serie (und dem kleinen Bruder X3 Lite) eigene, eher kantige Wege. Anfangs war ich skeptisch ob das Smartphone so gut in der Hand liegt, aber mittlerweile haben mich Optik und Haptik überzeugt. Die Kanten auf der Rückseite sind angenehm abgerundet und sorgen stets für eine gute Halteposition. Haptisch macht die spezielle Glasrückseite ebenfalls einen hochwertigen Eindruck. Da die Oberfläche leicht angeraut ist, dachte ich zuerst, dass hier Kunststoff am Werk wäre – ein Blick ins Datenblatt klärte die Konfusion aber auf. Sehr prominent sitzt hier der Kamerabuckel.
Er beherbergt vier Linsen, von denen drei sehr groß gehalten sind. Seine abgerundeten Kanten fügen sich gut in die Formensprache des restlichen Neo 5G ein. Positive Nebeneffekte der rauen Glasrückseite, sind der erhöhte Grip und die Unempfindlichkeit für Fingerabdrücke. Während die Konkurrenz großteils auf glatte Glasoberflächen setzt, geht OPPO hier einen eigenen Weg.
Was die Farbenspiele der Rückseite angeht, muss sich das Neo dennoch nicht vor glänzenden Widersachern verstecken. Die Farbe des Testmodells nennt sich Starry Black – und beschreibt sich mit ihrem Namen sehr gut. Denn bei Lichteinfall funkelt die dunkle Rückseite wie ein nächtlicher Sternenhimmel abseits der Großstadt. Bei normalen Lichtverhältnissen sieht sie dagegen eher nach einem matten Dunkelblau aus.
Auf der Vorderseite erwartet euch Gorilla Glas 5 – eine ältere Version des stabilen Glases, die aber dennoch standfest genug sein sollte. An den Rundungen zu den seitlichen Displayrahmen scheiden sich die Geister des Öfteren. Ja, man wischt damit angenehmer am Rand entlang, Inhalte werden dafür außen aber eben auch optisch leicht gestreckt.
Beinahe alle anderen Oberklasse-Smartphones folgen diesem Trend mittlerweile, weswegen man OPPOs Wahl dieser Bauform nicht wirklich kritisieren kann. Die Frontkamera sitzt hier erwartungsgemäß in einem Punchhole. Das stört nicht übermäßig und sorgt lediglich bei Selfies – aufgrund der links platzierten Kamera – für eine kurze Eingewöhnung.
Der polierte Metallrahmen fügt sich farblich gut ein und wirkt wie eine Fortsetzung der Rückseite. Links findet ihr hier die Lautstärkewippe und rechts den Power-Button. Jeder der Knöpfe ist sehr angenehm zu drücken und sitzt fest im jeweiligen Gehäuse.
Den Einschub für die SIM-Karte findet ihr an der Unterseite. Hier erwarten euch auch der untere Stereolautsprecher und der obligatorische USB-C-Anschluss für den Datentransfer und das Aufladen des Find X3 Neo. Leider wurde ein 3,5mm-Klinkenanschluss wegrationalisiert. Um eure klassischen Kopfhörer zu verbinden, benötigt ihr also einen Dongle. Die mitgelieferten Kopfhörer erinnern optisch stark an gewisse Konkurrenz aus dem kalifornischen Cupertino. Wie sie klingen, erfahrt ihr unter Sound.
Ein kleines Manko ist die Geschwindigkeit des USB-C-Anschlusses. Wie bereits beim günstigen X3 Lite, kommt hier lediglich USB 2.0 zum Einsatz. Schiebt ihr gerne mal größere Dateien (wie etwa Videos) auf euren PC oder Laptop, dann dürfte das mit dem Find X3 Neo länger dauern. Nur das Pro-Modell erhält hier einen schnelleren USB-Standard.
Während das Find X3 Lite beim Design keinerlei Experimente einging, gefällt der große Bruder mit einigen Besonderheiten. Die matte Rückseite und kantigere Formensprache heben sich von vielen Wettbewerbern ab und sind sowohl modern als auch hervorragend verarbeitet. Dazu liegt das Smartphone sehr gut in der Hand und ist trotzdem resistent gegen Fingerabdrücke. Der üppige Lieferumfang rundet das positive Gesamtbild des Find X3 Neo ab und sorgt dafür, dass Kunden alle Features nach dem Kauf auch direkt nutzen können.
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Display mit akkuraten Farben und schneller Reaktionszeit
Das 6,55“ Display löst mit Full HD+ auf und hat eine Auflösung von 2400x1080px. Mit einem hohen ppi-Wert von 410 stellt der große AMOLED-Bildschirm eure Inhalte gestochen scharf dar. Dank der AMOLED-Technologie lässt sich jeder Pixel zudem einzeln an und- ausschalten. Damit bietet euch der Bildschirm einen unendlichen Kontrast und verbraucht bei dunklen Inhalten auch weniger Energie. Die gebotenen Farben und Blickwinkel sind ebenfalls ausgesprochen gut.
Für die Farbwiedergabe könnt ihr zwischen dem erweiterten DCI-P3-Farbraum und dem Standard-sRGB-Farbraum wählen. Standardmäßig ist ersteres aktiviert. Der Weißpunkt kann über einen Slider direkt nach euren Wünschen konfiguriert werden. Mir gefielen die Farben im Test gut und sie unterschieden sich nicht sonderlich von meinem kalibrierten Monitor – damit lassen sich eure Fotos auch ohne große Einschränkung direkt auf dem Smartphone-Display betrachten sowie bearbeiten.
Für eine smoothe (lies: flüssige) Bildwiedergabe sorgt die 90Hz-Wiederholrate des Displays. Gerade beim Scrollen geht alles somit gefühlt schneller und angenehmer von der Hand und auf die Augen. 90 Hz bieten aber bereits viele günstigere Modelle. Ein 120Hz-Display hätte dem Neo etwas besser zu Gesicht gestanden.
An Helligkeit sind im manuellen Modus etwa 500 nits drin. Das reicht aus, um auch bei gleißendem Sonnenschein noch Inhalte erkennen zu können. Durch die automatische Helligkeitsregelung kann das Display kurzzeitig aber brachiale 1100 nits erreichen. Der automatische Modus erfüllte seine Aufgabe im Test dann auch vollends und gab mir nie das Gefühl, selber nachjustieren zu wollen.
OPPO setzt seit geraumer Zeit auf Punchhole-Notches – und das X3 Neo ist hier keine Ausnahme. Die Frontkamera befindet sich also im Bildschirm oben links in einer kleinen Aussparung. Die Position ist ideal, um im Alltag nicht zu nerven. Allerdings ist die Punchhole-Notch etwas größer als bei vergleichbaren Konkurrenten, wie dem Xiaomi Mi 11. Allen gemeinsam ist die leicht schräge Perspektive für Selfie-Aufnahmen.
Das kann zwar anfangs etwas störend sein, doch nach kurzer Zeit hat man sich daran gewöhnt. Die gekrümmten Display-Ränder sind ebenfalls eine Gewöhnungssache. Ich persönlich könnte auf sie verzichten, da Vollbildinhalte am Rand etwas verzerren und auch die Blickwinkel bei gleichfarbigen Darstellungen leicht verfälschen. Dafür wischt es sich sehr angenehm über den gerundeten Rand.
Performance und Bedienung: Oberklasse Leistung mit schönem Betriebssystem
Im Inneren kommt beim Find X3 Neo derselbe Chip zum Einsatz, der im letztjährigen Pro-Modell saß. Dementsprechend erwarten euch leistungstechnisch keine Überraschungen: Apps öffnen sich rasend schnell und aktuelle Games laufen immer butterweich auf höchsten Einstellungen über das 90Hz-Display. Auch das Rendern eines kurzen 4K-Videos geht schnell vonstatten.
Hierbei habe ich mit OpenCamera die höchste Sensorauflösung gewählt, und anschließend in der VN-App geschnitten. Innerhalb weniger Sekunden war das Video fertig – trotz vieler Effekte. Der Snapdragon 865 5G muss sich dementsprechend auch nicht vor dem Nachfolger 888 verstecken. Zumal er im Find X3 Neo auch von 12GB an sehr schnellem Arbeitsspeicher unterstützt wird. Damit solltet ihr auch für die nächsten Generationen an Smartphone-Games noch gut gerüstet sein.
OPPOs Betriebssystem ColorOS 11.1 bleibt weiterhin einer der angenehmsten Android-Skins. Es ist übersichtlich gestaltet und bietet eine sehr gute Gestensteuerung.
Außerdem bringt die Oberfläche einige praktische Zusatzfunktionen mit: So könnt ihr unter anderem eine Split-Screen-Funktion nutzen, um mit Android 11 angenehm zu Multi-Tasken. Dazu wischt ihr einfach mit drei Fingern nach oben. Nach einer kurzen Eingewöhnung funktioniert das in der Praxis sehr gut. Ansonsten ist ColorOS schön „clean“ gehalten und wird von OPPO sehr zuverlässig gepflegt. In unserem Testgerät steckte bereits der aktuelle Android-Sicherheits-Patch vom April 2021.
Mit 4.500 mAh ist der Akku ordentlich bemessen – bricht allerdings auch keine Rekorde. Diese werden aber von der Schnellladefähigkeit erreicht. 65-Watt laden ihn in lediglich 34 Minuten auf. Ein richtig cooles Feature, das auch die eher mittelmäßige Akkulaufzeit in Teilen wieder wett macht. Trotz des hochfrequenten Bildschirms brachte uns das Smartphone gut über den Tag, musste abends allerdings an die Steckdose.
Seid ihr im Pandemiealltag nur Zuhause, dann können auch etwa anderthalb Tage aus einer Akkuladung gepresst werden. Als Power-User werdet ihr aber wahrscheinlich tagsüber auch mal an die Steckdose müssen. Diese Intermezzos sind dafür zeitlich sehr human. Innerhalb von 20 Minuten ladet ihr knapp 70% des Akkus wieder auf. Dies geht aber nur via Kabel, die induktive Variante bleibt dem Pro-Modell vorbehalten.
Schnell geht es auch beim Fingerabdruckleser des OPPO Find X3 Neo: Er sitzt am unteren Rand im Display und reagiert sehr responsiv und präzise. Gegenüber klassischen Fingerprint-Sensoren waren die In-Display-Varianten oftmals im Nachteil und genehmigten sich gerne noch eine Gedenksekunde. Im Find X3 Neo ist er immer da und erkennt eure Finger ohne jeden Fehler auf Anhieb. Alternativ könnt ihr das Smartphone natürlich auch via Gesichtserkennung entsperren. Diese funktioniert ebenfalls schnell und ohne Verzögerungen – mit einer Maske hatte sie aber ihre Schwierigkeiten.
Die 5G-Fähigkeit ist ein zentraler Punkt des Snapdragon-865G-Modems und hat es sogar – zum Leidwesen aller Hardware-Tester – in den (zu langen) Namen des OPPO Find X3 Neo 5G geschafft. Leider konnten wir sie im Berliner Pandemiealltag nicht wirklich testen. Ja, zuweilen hat man schnelles Internet und kann dieses auch nutzen, allerdings ist es noch die absolute Ausnahme. In einer hoffentlich nicht allzu fernen Zukunft sollte sich das aber verbessert haben. Das X3 Neo 5G deckt die wichtigsten deutschen 5G-Bänder ab – womit ihr auf jeden Fall Zukunftssicherheit genießt.
Unser Testmodell kam mit 256 GB an freiem Speicher, der für die meisten Anwender*innen locker reichen sollte. Erweiterbar ist er aber nicht. Nur eine zweite SIM-Karte lässt sich im Neo nutzen, was zum Beispiel im außereuropäischen Urlaub sehr praktisch sein kann. Für Datenmessis könnte es aber irgendwann eng werden, aber zur Not verschiebt man seine Foto- und Video-Sammlung dann eben via USB auf den Rechner oder per WLAN in die Cloud.
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Kamera: OPPOs Neo will nicht in die Matrix und gibt uns die rote Pille
Mit dem X3 Pro bringt Mutterkonzern BBK jedes Jahr eine Machbarkeitsstudie für Kamera-Smartphones – sonderlich erschwinglich ist das 1200€-Smartphone aber nicht. Die Preisklasse bis 800 Euro war lange Zeit die Schmerzgrenze für Smartphone-Enthusiasten und ist auch heute noch der Sweet-Spot für hervorragende Kamera-Hardware. Das X3 Neo bietet ein deutliches Upgrade zum Vorgänger X2 und bekommt sogar den 50MP-Hauptsensor des Pro-Modells spendiert.
Ausgestattet mit High-End-Hardware, steht die Hauptkamera also etwas in Kontrast zum restlichen X3 Neo, das sich vom Spec-Sheet eher wie ein letztjähriges High-End-Modell liest. In der Praxis gefallen die ersten Aufnahmen bereits mit sehr schönen, kräftigen Farben. Mir persönlich ist der Algorithmus von OPPO aber gerade bei Bäumen und Blattwerk im Sonnenlicht etwas zu aggressiv: Hier wird stärker nachgeschärft und auch die Sättigung bei Grüntönen auf 180 gedreht.
Ansonsten trifft OPPO die reale Farbwiedergabe aber gut. Gerade dann, wenn die Sonne etwas tiefer steht, zeigt der Dynamikumfang des großen Sensors seine Muskeln und fängt Lichtstimmungen akkurat ein. Schnappschüsse auf der sommerlichen Gartenparty oder bei abendlichen Strandspaziergängen gelingen damit also sehr gut. Wie immer gilt hier: Alle gezeigten Fotos wurden im Standardmodus der Kamera gemacht. Im umfangreicheren Pro-Modus werdet ihr womöglich noch mehr herausholen können.
Der Autofokus des Sensors arbeitet schnell und meist auch präzise. Zuweilen findet er bewegliche Objekte aber nicht sofort. Bei Porträtaufnahmen und Gesichtern im Allgemeinen, stellen Algorithmus und Autofokus aber sehr gut frei. Das Bokeh im Hintergrund wirkt dazu ausgesprochen natürlich. Haare und andere kleine Objekte scheinen für die Porträtzeichnung kein Problem zu sein. Das lässt Porträtaufnahmen fast wie mit einer hochwertigen Digitalkamera erscheinen. Hauttöne und Farben sind ebenfalls enorm stimmig und tragen zu diesem sehr guten Eindruck bei. Hier kann das Find X3 Neo also den 50MP-Sensor aus dem Topmodell voll ausfahren.
Die Weitwinkelkamera knipst mit stattlichen 16 Megapixeln. Sie verfügt über ein weites Blickfeld von 123˚ und entspricht damit schon beinahe einer Fischaugenperspektive. Ihre Farben sind gut auf die der Hauptkamera abgestimmt, wirken allerdings einen Tick entsättigter, was – je nach Situation – auch besser aussehen kann. Erwartungsgemäß sind die Aufnahmen des Sensors etwas verwaschener und fangen allgemein weniger Details ein, liegen aber im Vergleich zu günstigeren Geräten auf einem hohen Niveau.
Die Telefotolinse ist in der Preisklasse bis 800 Euro schon nicht mehr Standard, wie man beim Samsung Galaxy S21, dem Xiaomi Mi 11 oder dem OnePlus 9 beobachten kann. Schön, dass OPPO sie hier noch verbaut hat. Sie reiht sich farblich ebenfalls gut in die beiden anderen Hauptsensoren ein und gefällt mit detailreichen Fotos. Zudem scheint sie nicht so stark zu überschärfen wie die 50-MP-Hauptkamera.
Nur ihr Autofokus findet Objekte nicht ganz so schnell. Effektiv deckt der Telefoto-Sensor die Zoom-Stufen x2 und X5 ab, wobei nur ersteres eine rein optische Vergrößerung ist. „Hybrid-Zoom“ nennt OPPO die Kombination aus optischer und digitaler Vergrößerung. Sie ist in Ordnung, um gelegentliche Schnappschüsse zu machen, kann ihre physikalischen Limitierungen allerdings nicht ganz verbergen. Bilder sind deutlich verrauschter und überschärft.
Abgerundet wird das Kamera-Setup der Rückseite des X3 Neo von einem 2MP-Makrosensor. Dieser macht enorm verwaschene Aufnahmen, die ihr in der Praxis nicht wirklich gebrauchen könnt. OPPO wollte wohl unbedingt eine „Quad-Kamera“ verbauen, da dies auf dem Papier einfach besser aussieht. Mein Tipp: Macht eure Nahaufnahmen mit der Hauptkamera oder dem Telefoto-Sensor in „x2“ und schneidet euch das Bild dann zurecht. Damit habt ihr deutlich bessere Bilder als mit dem verwaschenen Mini-Sensor der Makrokamera.
Die Selfiekamera fällt im Vergleich farblich etwas ab. Aufnahmen wirken deutlich entsättigt, was prinzipiell nicht schlimm ist, aber meist übers Ziel hinausschlägt. Die Schärfe kann sich dennoch sehen lassen und Gesichter werden bei Porträts gut freigestellt.
Seid ihr gerne im Dunkeln für Fotos unterwegs, dann dürfte euch der Nachtmodus des OPPO Find X3 Neo gute Dienste erweisen. Er hellt Bilder nicht unnötig auf, sondern bringt stimmungsvoll Licht ins Dunkeln. Damit werden Farben und Details zurückgeholt und gleichzeitig ein realistischer Look aufrechterhalten.
Die Videoaufnahmen sind sowohl bei der Hauptkamera als auch bei Ultraweitwinkel- und Telelinse auf einem guten Niveau. Die optische Bildstabilisierung beeindruckt hier insbesondere im „Ultra“-Modus. Dann seid ihr allerdings auf 1080p und 30 Bilder beschränkt.
Sonst sind auch Aufnahmen in hoher 4K-Auflösung und mit schnellen 60 Bildern die Sekunde möglich. Der Dynamikumfang passt und auch die Farben gefallen. Lediglich die Telelinse fällt in einigen Aufnahmen farblich etwas ab. Ansonsten sind auch noch Spielerein wie Sticker, Zeitlupenaufnahmen und der Dual-View-Modus an Bord: Letzterer ist wohl für Vlogger oder TikTok-Kommentatoren gedacht, denn er nimmt gleichzeitig mit der Selfie- und Hauptkamera auf.
Damit kann sich die durchinszenierte Person des 21.Jahrhunderts angemessen selbst darstellen, während sie Ereignisse filmt. Einziges Manko ist die Auflösung, denn nur die Hauptkamera kann auch 4K-Aufnahmen bewerkstelligen. Front- und Ultraweitwinkellinse sind auf 1080p beschränkt.
Die gebotenen Kameras erreichen somit alle ein hohes (Ultraweit, Tele, Selfie) bis sehr hohes Niveau (Hauptkamera). Mit dem 50MP-Sensor aus dem Pro-Modell und der zusätzlichen Telekamera setzt sich das X3 Neo auch vor das OnePlus 9. Das interne Kameraduell der Medium-Flaggschiffe geht damit an OPPO.
Stereo-Klang auf gutem Niveau
Smartphones und guter Sound sind häufig ein Paradoxon, denn auf einer sehr kleinen Fläche fehlt der Resonanzkörper, um ein volles Klangerlebnis zu entfalten. Die letzten Jahre hat es dennoch große Fortschritte gegeben und OPPOs Stereo-Lautsprecher im X3 Neo gehören definitiv zu den besseren Vertretern der Smartphone-Zunft. Der Ton kommt hier zu 60% über den Speaker an der Unterseite und zu 40% über die Hörmuschel.
In der Praxis vernimmt man dieses minimale Ungleichgewicht aber kaum. Stimmen kommen in Serien, Musik oder Filmen schön zentriert und differenziert daher. Sie heben sich also gut vom restlichen Klangteppich ab. Klar, es fehlt sowohl den tiefen Tönen als auch den niederfrequenteren Mitten an Volumen, aber immerhin übersteuern die Lautsprecher kaum – selbst auf höchster Lautstärke. Diese reicht aus, um einen kleinen Raum mit Hochton-zentriertem Klang zu versorgen.
Ein Manko ist für mich weiterhin das Wegrationalisieren des analogen 3,5mm-Klinkenanschlusses. Bluetooth-Übertragungen sind zwar besser geworden, erreichen aber dennoch kaum die Qualität der analogen Übertragung. Ein Punkt der allerdings nur Audio-Nerds wirklich stören dürfte. Über den USB-C-Anschluss könnt ihr immerhin einen Dongle mit Kopfhörerverstärker und DAC anhängen und auch weiterhin mit analogen Kopfhörern hören. Diesen müsst ihr aber extra kaufen.
Bis dahin sollte das beiliegende Headset für die meisten Anwender ausreichend sein. Es produziert einen sehr bassbetonten und undifferenzierten Klang. Soll heißen: Instrumente spielen übereinander und lassen sich weniger leicht voneinander trennen. Das eingebaute Mikrofon ist ebenfalls nur unteres Mittelmaß, da es die Aufnahme eurer Stimme sehr in der Höhe anhebt. Immerhin werdet ihr dadurch aber auch „klarer“ wiedergegeben und seid gut bei eurem Gegenüber zu verstehen.
Ausgezeichnet ist hingegen die Klang- und Empfangsqualität des Smartphones. Egal, ob bei Telefonaten oder Videocalls: In einem Berliner Altbau kann euch euer Gegenüber immer gut verstehen – trotz vieler Funklöcher und massiver Wände.
Fazit OPPO Find X3 Neo 5G: 2020er Top-Hardware trifft auf die neueste Kamera-Technologie
OPPO hat sich mit dem Find X3 Neo eine spannende Frage gestellt und diese an die Kundinnen und Kunden weitergereicht: Braucht man wirklich den neuesten Top-Prozessor oder reicht das letztjährige Topmodell aus? Ich würde sagen, dass selbst der hier verbaute 865 5G auf absehbare Zeit keinerlei Performance-Einschränkungen haben wird. Zum Nachfolger sind es nämlich nur wenige Prozent an Leistung. Dazu bekommt ihr massig Arbeitsspeicher, eine herausragende Verarbeitung und ein Kamera-Aufgebot, das es mit allen Konkurrenten im Preisbereich bis 800 Euro aufnehmen kann.
Auch ansonsten macht OPPOs Find X3 Neo einen äußerst runden Eindruck. Mit seiner 65W-Ladefähigkeit kann es rasend schnell geladen werden und bringt euch dank solider Akkulaufzeit auch ohne Steckdosenbesuch gut über den Tag. ColorOS 11.1 gefällt als übersichtlicher Android-Skin, der gut gepflegt wird und spannende Zusatzfunktionen bietet. Nur auf eine kabellose Ladefähigkeit müsst ihr verzichten, genauso wie auf ein 120Hz-Display. Das ist Kritik auf hohem Niveau, aber die Konkurrenz aus eigenem Hause (OnePlus 9) bietet es schließlich auch. Das 90Hz-Display des Neo ist dennoch sehr flüssig, bietet gute Farben und eine hohe Helligkeit.
Wenn euch die Kamera und allgemeine User-Experience des Smartphones also am wichtigsten sind, dann nehmt das OPPO Find X3 Neo auf jeden Fall in die engere Auswahl. Hardware-Fetischisten schauen hingegen eher zum OnePlus 9, dem Samsung Galaxy S21 (Plus) oder Xiaomi Mi 11.
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Stand: 05/2021