Der Chef-Redakteur von 9to5Mac hat sein iPad in Las Vegas liegen lassen und ich finde, ihr solltet diese Geschichte lesen. Schon allein, um zu lernen, wie man es besser macht.
Letzten November reiste Chance Miller nach Las Vegas, um sich ein Adele-Konzert im Caesar’s Palace anzusehen. Am Sonntag ging es mit dem Flugzeug wieder zurück in die Heimat in Dallas. Der Plan war eigentlich, ein paar Episoden einer Show während des dreistündigen Fluges zu genießen. Im Flieger realisierte Chance dann, dass sein geliebtes 11″-iPad Pro nicht in seinem Rucksack war.
Es dauerte nicht lange, bis ihm klar wurde, dass er am Morgen so schnell alles zusammengepackt hatte, dass er sein iPad Pro auf dem Nachttisch seines Hotelzimmers im „Circa Resort and Casino“ vergessen hatte. Das Flugzeug war kurz vor dem Abflug und so konnte Mr. Miller auch nicht mehr im Hotel anrufen.
Das tat er am nächsten Tag – einmal die offizielle Nummer vom Hotel und einmal via Message an einen Kontakt bei Circa. Beide sagten ihm, dass niemand ein iPad in seinem Hotelzimmer gefunden hätte, aber man ihn anrufen würde, wenn sich das ändert. Langjährigen Apple-Nutzer*innen wird jetzt sofort die „Wo ist?“-App in den Sinn kommen. Eine nützliche App, die den genauen Standort eurer Geräte ermittelt, solange sie eine Verbindung zum Internet haben. Leider war der Akku von Mr. Millers iPad Pro leer. Der letzte Ping kam Sonntagmorgen um 5:00Uhr aus dem Hotel.
Auch dafür hat Apple eine Lösung. Das iPad Pro wurde in der „Wo ist?“-App als verloren markiert und die Option „Benachrichtigung, wenn gefunden“ wurde aktiviert. Die erlaubt es, jemandem eine Nachricht auf dem Gerät anzuzeigen (eure Telefonnummer, Kontaktdaten oder was auch immer ihr nutzen wollt).
Das iPad Pro kannte das Hotel WiFi, also standen die Chancen gut, dass es innerhalb des Hotels erneut eingeschaltet werden würde und dann bekäme der/die Finder*in die Nachricht angezeigt. Es kam niemals dazu. Drei Monate später kam allerdings eine E-Mail von Apple – „Aktivierungssperre benötigt ihr Passwort“. Der Plott verdichtet sich.
Das iPad wurde verkauft
Ein kurzer Check in der „Wo ist?“-App bestätigte dann auch, dass das iPad inzwischen etwa 1800km weiter östlich in Oklahoma City gelandet war. Laut Ping ist es bei „BuyBack Solutions“ gelandet – einer Art Recycling-Unternehmen. Ein kurzer Anruf später wurden die Dinge klarer. BuyBack Solutions kauft Elektronik von Hotels. Allerdings nicht per Gerät oder ähnliches. Sie kaufen es nach Gewicht und man bestätigte wohl auch, dass man mit Circa arbeitet.
Sehr wahrscheinlich hat das Unternehmen das iPad Pro von Circa gekauft, aufgeladen und dann versucht, das Passwort zu umgehen. Dafür dürften sie es an einen Mac oder PC angeschlossen haben und versucht haben, mit der DFU-Wiederherstellungsfunktion die Daten zu löschen. Dadurch wurden zwar alle persönlichen Daten gelöscht, die Aktivierungssperre wurde jedoch nicht vom Gerät entfernt. Daher auch die E-Mail.
Der Mitarbeiter des Recycling-Unternehmens zeigte sich verständnisvoll, nachdem die Situation erklärt wurde. Es wurde versprochen, dass man nach dem Gerät suchen würde. Man ließ sich sogar Details (Seriennummer, Farbe, Modellnummer und Speicherkapazität) zum iPad von seinem Besitzer via E-Mail schicken. Mehrere Nachfragen in den kommenden Tagen führten allerdings zu nichts.
Letzter Stop: China
Etwa sechs Wochen später pingte das iPad ein letztes Mal – aus einem „Hong Kong Manufacturing Building“ in China. Sehr wahrscheinlich hat der Recycler aus Oklahoma festgestellt, dass sie das iPad nicht entsperren können und es dann weiterverkauft – Stichwort „Ersatzteile“. Hier endet auch die Geschichte.
Mr Miller gibt niemanden außer sich selbst die Schuld daran. Er hat das iPad im Hotel liegen lassen, aber etwas traurig ist es schon, dass man sowohl im Hotel als auch bei BuyBack gesagt hat, dass man ihm helfen würde und es am Ende einfach nicht getan hat. Die Technik hat dabei ihren Job noch am besten erledigt. Apples Wo ist?-App hat alles getan, was sie konnte, um zu helfen. Es war nur leider am Ende nicht genug.
Zwei positive Gedanken bleiben aber am Ende:
1. Niemand bekam Zugriff auf die persönlichen Daten von Mr. Miller
2. durch die Aktivierungssperre konnte auch niemand viel Geld mit dem Verkauf machen
Der letzte Punkt mag etwas contraintuitiv klingen, aber es hat schon seine Richtigkeit. Ein 11″-iPad Pro kostet neu mindestens 1000€ und bei einem legalen Gebrauchtkauf etwa 750€ bei Kleinanzeigen. Wenn das Gerät aber komplett gesperrt ist, können noch ein paar gebrauchte Ersatzteile für vielleicht 100-150€ verkauft werden. Je unattraktiver der Verkauf von gestohlenen Geräten ist, desto weniger Menschen werden es tun.
Wie kann ich mich vor solchen Situationen schützen?
Es ist immer leicht gesagt, man solle einfach aufpassen, dass man nichts im Hotel vergisst. Manchmal muss es aber schnell gehen und manchmal verliert man Dinge. Eine Möglichkeit im Vorfeld darüber benachrichtigt zu werden, hat Apple bereits in seine Produkte eingearbeitet. Die „Wo ist?“-App hat auch eine Option für „Beim Zurücklassen benachrichtigen“. Dann bekommt ihr jedes Mal einen Nachricht auf euer iPhone, wenn ihr euch zu weit von einem eurer Geräte entfernt. Diese Entfernung ist sehr gering und kann schon nach 10-15 Metern eine Benachrichtigung auslösen. Gerade im Urlaub eher nervig.
Habt ihr das Gerät bereits verloren und die Funktion nicht aktiviert, heißt es nun am Ball bleiben. Wenn ihr die „Wo ist?“-App von Apple nutzt, könnt ihr regelmäßig die Orte kontaktieren, die euch als Standort eures Eigentums angezeigt werden. Sollte bereits ein Weiterverkauf geschehen sein, solltet ihr den neuen „Besitzer“ darüber informieren, dass es sich um euer Eigentum handelt. Entsprechend war der Verkauf nicht rechtens und er ist nun im Besitz von Diebesgut. Im Falle des iPads handelte es sich außerdem um ein Gerät mit einem Wert von mehr als 1000€ – das hat auch noch Mal ein anderes Gewicht als ein Billig-MP3-Player für 35€.
Mein letzter Tipp ist „Minimalismus“. Wenn möglich, solltet ihr euch auf die wesentlichen Dinge für den Urlaub beschränken. Bestimmte Geräte müssen einfach nicht mit auf Reisen. Das 1000€ Tablet ist bestimmt praktisch, aber ob es wirklich nötig ist, steht auf einem anderen Blatt. Es ist auch egal, wie sehr ihr glaubt, dass euch eurer Arbeitgeber eventuell brauchen würde – das Notebook muss auch nicht mit in den Urlaub. Seht es als Chance für einen digital detox.
Solltet ihr Nicht-Tech-verfolgen wollen, empfehlen sich ansonsten die Apple AirTags. Die sind es gewohnt, um die halbe Welt geschickt zu werden und haben eine lange Akkulaufzeit. Bitte dann aber nicht die Diebe selbst konfrontieren – das geht meist nach hinten los.
Wurde euch schon Mal eure Elektronik im Urlaub oder auf Konzerten/Festivals gestohlen? Wie habt ihr euch in diesem Moment verhalten und wie schwer war es, euer Gerät oder zumindest eure Daten zurückzubekommen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Apple iPads bei NBB
Quelle & Bilder: 9to5Mac