Sennheiser und Master & Dynamic stehen beide für gehobene Audio-Lösungen, die nicht nur schick, sondern auch funktional sind. Mit dem Sennheiser Momentum True Wireless 3 und Master & Dynamic MW08 Sport schicken beide ihre TWS-Flaggschiffe für diesen Vergleich ins Rennen.
Zu allererst: Der Momentum True Wireless 3 (MTW 3) ist zu einer UVP von 249,90 € zu haben. Mit 349 € verlangt der MW08 Sport dem eigenen Geldbeutel deutlich mehr ab, bietet dafür allerdings auch eine Außenseite aus Saphirglas und ein Case aus Kevlar. Es gibt zudem noch ein paar weitere Unterschiede, die jedoch nicht nur für den teureren TWS sprechen.
Schauen wir uns zuerst die technischen Daten an.
Nachhaltige Verpackung, individueller Lieferumfang
Der erste Eindruck ist oft entscheidend und hier können beide Hersteller punkten, denn sie setzen auf eine sehr nachhaltige Aufmachung der Verpackung. Kein Kunststoff, keine eingetüteten Kabel. Papier und Pappe sind alles, was man heutzutage für eine vernünftige Verpackung benötigt. M&D geht sogar noch einen Schritt weiter und verzichtet sogar größtenteils auf bunten Aufdruck. „Nackte Pappe“ ist zwar nicht sehr sexy, wird dem aktuellen Anspruch an ein ökologisches Bewusstsein aber am ehesten gerecht.
Auch beim Lieferumfang merkt man beiden Herstellern ihr Gespür für die Details an. Beide sind üppig, setzen aber etwas andere Präferenzen. Der MW08 Sport kommt mit insgesamt acht Aufsätzen daher, sechs aus Silikon und zwei aus Schaumstoff. Etwas merkwürdig ist allerdings, dass die Größe M aus Silikon bereits montiert ist und sich ein weiteres Mal im Aufsatz-Set befindet. Hier wäre eine Alternative Größe M aus Schaumstoff für mich naheliegender gewesen. Dazu gibt es noch ein langes Ladekabel (Typ-C auf Typ-C) und einen USB-Adapter (Typ-A auf Typ-C).
Beim Momentum True Wireless 3 musst du ohne Schaumstoff-Aufsätze vorliebnehmen und die Größe XL entfällt bei den Silikon-Derivaten. Dafür bietet Sennheiser dir unterschiedliche Ohrfinnen an, mit denen du den Sitz noch individueller an deine Ohrform anpassen kannst. Das Ladekabel ist kurz und mit USB-A auf Typ-C nicht ganz so flexibel wie bei M&D.
Funktional vs. außergewöhnlich
Sennheiser hat das Design der Momentum True Wireless 3 deutlich stärker verändert als noch bei der zweiten Version, die nur minimal kleiner als die ersten MTW war. Die Aluminium-Touchfläche gibt es nicht mehr, dafür ist die Außenfläche abgerundet und steht nicht mehr so stark aus dem Ohr heraus. Insgesamt wirken die Ohrhörer für mich damit aber auch nicht mehr ganz so edel wie der Vorgänger. Unsere Testversion in Graphite sieht nichtsdestotrotz schick aus und mit den austauschbaren Finnen hat Sennheiser ein praktisches neues Feature an Bord geholt. Die MTW 3 sind zudem noch in Schwarz und Weiß erhältlich.
M&D setzt beim MW08 Sport mit einer Außenseite aus Saphirglas auf deutlich exklusivere Materialien. Die vier unterschiedlichen Glasfarben schwarz, grün, silber und blau jeweils mit einem schwarzen Case machen optisch ebenfalls etwas her. Die Form der Hörer ist allerdings eher außergewöhnlich und damit Geschmackssache.
Das Case der MW08 Sport besteht aus Kevlar und sollte damit besonders widerstandsfähig gegen Kratzer sein. Keine schlechte Idee, wenn es bspw. im Rucksack unsanft zwischen Schlüssel und Co. hin- und hergeworfen wird. Es ist zudem deutlich kompakter als das Case der MTW 3, das auch in dieser Generation mit einer widerstandsfähigen Stoffummantelung daherkommt und endlich kabelloses Laden wie das Case der MW08 Sport unterstützt.
Bei der Verarbeitung machen beide Hersteller alles richtig. Die Mechanismen der Cases sind stabil und verschließen dank Magneten schnell und sicher. Auch sonst sitzt alles akkurat und macht einen hochwertigen, robusten Eindruck.
Beide sitzen angenehm, aber nicht gleich fest
Beide TWS bieten dir einige Möglichkeiten, den Sitz an Gehörgang und Ohr anzupassen. Bei M&D kannst du zum Beispiel auf die Eartips in den unterschiedlichen Größen und Materialien zurückgreifen. Sennheiser bietet dir zwar nur vier Größen und ausschließlich Silikon, dafür kannst du den Sitz mit Hilfe der unterschiedlichen Finnen optimieren. Im Test fielen mir bei beiden TWS selbst über eine längere Tragedauer keine Unannehmlichkeiten beim Tragekomfort auf.
Die MW08 Sport werden ihrem Namenszusatz allerdings beim Halt gerecht. Selbst starkes Kopfschütteln bringt sie nicht aus der Ruhe. Zudem sind die Hörer selbst nach IPX5 gegen Strahlwasser und das Case nach IPX4 gegen allseitiges Spritzwasser geschützt. Die MTW 3 sitzen etwas lockerer im Ohr, das ist beim kurzen Sprint zur Bahn noch in Ordnung, für einen Ausdauerlauf würde ich sie aber nur bedingt empfehlen. Auch der Austausch der Finnen hat daran (zumindest bei mir) nicht so viel geändert. Die Earbuds sollten dank IPX4 zwar auch Regen standhalten, das Case hat aber keine konkrete Zertifizierung.
Steuerung und App gehen an Sennheiser
Auc bei der Steuerung gehen beide Hersteller unterschiedliche Wege. Sennheiser setzt bei den MTW 3 wie schon bei den Vorgängern auf Touchflächen auf den Außenseiten. Die Ersteinrichtung klappt via App Smart Control ohne Probleme. Der Kopplungsmodus wird aktiviert, indem die Flächen beider Earbuds gleichzeitig gedrückt werden. In der schrittweisen Einrichtung wird gleichzeitig auf die unterschiedlichen „Tastenbelegungen“ des linken und rechten Buds eingegangen. Mir gefällt vor allem, dass fast alle Funktionen durch die Bedienung an den Hörern abgedeckt werden. Gleichzeitig sind bis zu vier Belegungen pro Earbud aber auch sehr komplex und benötigen etwas Eingewöhnungszeit.
Mit der App kannst du die Tastenbelegung nach deinen Vorlieben anpassen. Erstmal steht allerdings ein Firmware-Update auf der To-Do-Liste. Um die Bedienung etwas zu erleichtern, setzen die MTW 3 wie schon die Vorgänger auf unterschiedliche Hinweistöne und Sprachmeldungen als Feedback. Damit weiß man immer genau, ob die Eingabe auch tatsächlich erkannt wurde.
Sennheiser hat die App zudem komplett überarbeitet. Sie sieht nicht nur moderner aus, sondern bietet jetzt auch eine Dark-Mode-Unterstützung und einen anpassbaren Kachel-Aufbau. Ein 3-Band-Equalizer mit sechs Presets und der Möglichkeit, eigene anzulegen, ist ebenfalls dabei. Mit der neuen Sound-Check-Funktion lassen sich zudem passende Audio-Presets zum eigenen Musikgeschmack bzw. präferierten Genres erstellen. In der App finden sich außerdem Einstellungen zum Transparenz-Modus, der Touch-Steuerung, Smart-Pause, Sleep-Funktion usw.
Neu dabei ist zudem das Feature „Soundzone“. Damit lassen sich eigene, Geo-basierte Zonen bspw. für den Arbeitsplatz, das Fitnessstudio usw. aktivieren. So kannst du festlegen, dass beim Betreten deiner Arbeitsstätte automatisch der Transparenz-Modus und das Audio-Preset Rock aktiviert werden. Das Gleiche lässt sich auch für das Verlassen der Zone festlegen. Sowohl für dieses Feature als auch den Sound-Check ist ein Konto bei Sennheiser notwendig.
Und wie sieht es beim MW08 Sport aus? Die Kopplung startet automatisch, wenn du die Earbuds zum ersten Mal aus der Verpackung nimmst. Eine schrittweise Ersteinrichtung und Erklärung der Steuerung gibt es via App M&D Connect allerdings nicht. Über den Menüpunkt „Quick Start“ wird man von der App zur Website und einem Pdf-Dokument geleitet. Alternativ steht der mehrsprachige Guide in Textform aus dem Lieferumfang zur Verfügung. Weitere anpassbare Funktionen sind die ANC-Steuerung, In-Ear-Detection und der Sleep-Mode. Ich stürze mich zudem erstmal in das 20-minütige Update – in der Hoffnung, dass es noch einen Equalizer oder andere Features zu Tage fördert. Das ist nicht der Fall.
Master & Dynamic verzichtet zudem auf Touch-Flächen auf der Außenseite und löst die Steuerung über eine Multifunktionstaste auf dem oberen Rahmen des rechten Earbud. Auf dem linken Ohrhörer befindet sich hingegen eine Lautstärkewippe. Du ahnst schon, dass die Steuerung damit etwas fummeliger als bei den MTW3 ausfällt. Du musst nämlich die Mini-Tasten erstmal finden, während du von der U-Bahn zu Tram hetzt und dann noch den Earbud festhalten, weil er sonst beim Tastendruck aus dem Ohr fallen könnte. Mit etwas Übung und Eingewöhnungszeit geht auch das irgendwann leichter von der Hand, alltagstauglicher gelöst hat es in meinen Augen aber Sennheiser. Beide TWS bieten übrigens keine Multi-Device-Unterstützung, lassen sich aber einzeln nutzen.
Großes ANC-Upgrade der MTW 3
Sennheiser legt beim ANC im Vergleich zum Vorgänger nochmal eine Schippe drauf. Die dritte Generation filtert hochtönige Nebengeräusche sehr gut sowie Mitten und Tiefen noch gut heraus. Selbst Stimmen werden so ziemlich souverän gedämpft und monotone Geräusche beim Reisen in der Bahn sind kaum noch hörbar. Aktiviert man den Transparenzmodus, werden alle Geräusche hingegen zuverlässig an die Ohren weitergeleitet.
Hier können die MW08 Sport nicht ganz mithalten. Das Active Noise-Cancelling agiert auf einem durchschnittlichen bis guten Niveau, vor allem hohe Frequenzen werden aber nicht so gut ausgeblendet wie bei Sennheiser.
Klarer Sound mit betonten Höhen trifft Bass-Punch mit warmer Abstimmung
Bevor wir uns dem Klang zuwenden, habe ich mir mittels Testanruf noch die jeweilige Mikrofonqualität bescheinigen lassen. So wird die eigene Stimme beim Gegenüber von den MTW 3 etwas blechern wiedergegeben, ist aber gut verständlich. Bei den MW08 Sport klingt die Stimme noch etwas blecherner, parallel dazu werden auch die Höhen zu stark betont. Hier liegt Sennheiser vorn.
Klangtechnisch kann man sich bei den MTW 3 von Sennheiser an einem druckvollen Bass und klaren Mitten erfreuen. Bei den Höhen nehmen es die TWS allerdings nicht ganz so genau und es kommt teilweise auch zu einem leichten Zischen bei S-Lauten und Streichinstrumenten. Mit dem Equalizer in der App kannst du den Sound aber einfach nach deinen Vorlieben anpassen oder die vorgefertigten Presets nutzen. Gerade Rockmusik macht sehr viel Spaß.
Diese Anpassungsmöglichkeit gibt es beim den MW08 Sport hingegen nicht. Insgesamt lassen sich die Instrumente nicht ganz so klar separieren wie bei Sennheiser und alles wirkt ein bisschen enger, aber auch wärmer und nicht so distanziert. Bei M&D sitzt der Fokus zudem deutlich auf den Tiefen und Mitten. Wie sagt man so schön? Der Bass haut rein. Mir ist er aber fast schon zu viel. Fans elektronischer Musik kommen mit dem MW08 Sport aber eher auf ihre Kosten.
Beide Abstimmungen haben ihre Vor- und Nachteile und hängen von den persönlichen Präferenzen und vorwiegend gehörten Genres ab. Beide TWS unterstützen den aktuellen Bluetooth-Codec aptX Adaptive.
Die MW08 Sport halten länger durch
Bei der Akkulaufzeit trumpfen die MW08 Sport laut Hersteller mit bis zu 12 Stunden ohne ANC auf. Die MTW 3 bieten hingegen nur 7 Stunden ohne ANC. Im Alltag lässt sich das nur schwer nachvollziehen, da die Earbuds durch das Case sofort wieder geladen werden. Die Transportbox bietet bei M&D genügend Saft für bis zu 30 Stunden zusätzlich, bei Sennheiser sind es 28 Stunden. Unterm Strich sollte der Akku der MW08 Sport mit bis zu 42h also spürbar länger halten als bei den MTW 3 mit bis zu 35h.
Das Case der MW08 Sport zeigt den aktuellen Akkustand des Cases und der einzelnen Ohrhörer mit Hilfe von 3 LEDs mit drei unterschiedlichen Farben an. Bei Sennheiser musst du mit einer LED vorliebnehmen, die zwar ebenfalls in drei unterschiedlichen Farben Aufschluss über die restliche Akkulaufzeit gibt, allerdings Case und Buds zusammenfasst und dadurch ungenauer ist.
Beide Cases können kabellos oder via mitgeliefertem USB-C-Kabel geladen werden. Dabei ist das Case der MW08 schon nach 15 Minuten wieder zu 50% geladen. Bei Sennheiser sind nach 15 Minuten wieder ca. 2 Stunden Laufzeit drin. Auch eine volle Ladung dauert bei Sennheiser mit knapp 80 Minuten im Vergleich zu Master & Dynamic mit unter einer Stunde etwas länger.
Fazit: Momentum True Wireless 3 vs. MW08 Sport
Wie du mittlerweile vermutlich gemerkt hast, haben beide TWS ihre Stärken und Schwächen. Das Design ist dabei Geschmackssache, die edleren Materialien gibt es mit Saphirglas und Kevlar jedoch beim MW08 Sport. Auch das Case bietet Vorteile: So hat es bei M&D wie die Earbuds selbst mehr Akkulaufzeit an Bord, ist kleiner und bietet dank 3 LEDs eine genauere Akkuanzeige. Beim Tragekomfort agieren beide Kopfhörer auf Augenhöhe, für sportliche Aktivitäten ist der MW08 Sport – wie der Name nicht ohne Grund verrät – dank festerem Sitz und IPX5 jedoch besser geeignet.
Geht es um den alltäglichen Weg zur Arbeit, bietet Sennheiser nicht nur dank besserem ANC mehr als M&D. So punktet die App mit einem deutlich höheren Funktionsumfang inkl. nützlichen Features wie einem Equalizer oder Audio-Zonen auf Geo-Fencing-Basis. Die Steuerung ist zudem anpassbar und mit Touch-Flächen generell etwas praktischer gelöst als mit den kleinen Tasten beim MW08 Sport.
Im Praxis-Test konnte uns die Sprachqualität der MTW 3 zudem eher überzeugen. Klangtechnisch gehen beide Hersteller ebenfalls unterschiedliche Wege. Der Klang der MW08 Sport ist auf Bass-Punch und präsente Mitten fokussiert, während Sennheiser ein klareres Klangbild mit etwas überkazentuierten Sibilanten abliefert. Du kannt den Klang jedoch nur bei Sennheiser mit Hilfe der App ändern.
Generell sind die eigenen Vorlieben und die vorwiegende Nutzung entscheidend. Sportler*innen und Individualist*innen, die eine lange Akkulaufzeit, robuste Materialien, ein kleines Case und den gewissen Hauch Extravaganz mit tiefenbetontem Klangbild präferieren, greifen zum MW08 Sport. Vielreisende, die einen hohen Wert auf eine umfangreiche App, eine praktische, anpassbare Bedienung und generell einen höheren Business-Fokus legen, sind mit dem MTW 3 besser und gleichzeitig auch günstiger beraten.
