Nach einer europäischen Nullrunde im letzten Jahr durfte man das neue Topmodell Samsung Galaxy Note 7 wieder offiziell erwerben und zum Stift greifen. Zumindest für kurze Zeit, denn der Hersteller sah sich gezwungen, schon nach kurzer Zeit die Produktion des Note 7 zu stoppen. Wir hatten das Gerät noch vor dem Austauschprogramm im Test und schauen, ob der Verlust groß ist.
Als Testversion lag uns das Note 7 im silberfarbenen Aluminiumgehäuse vor. Weitere Farbvarianten sind Schwarz und Blau, auf eine goldfarbene Ausführung verzichtet der Hersteller. Der erste Eindruck ist vielversprechend: Das Samsung Galaxy Note 7 wirkt wie ein etwas größeres und etwas gezähmtes Samsung Galaxy S7 edge: Der Bildschirm ist erneut zu den seitlichen Rahmenkanten hin abgerundet, allerdings nicht so stark wie beim edge. Das führt bei der Bedienung zu einer besseren Ergonomie beim Touchen. An die stark gerundeten Kanten beim Galaxy S7 Edge konnten wir uns nie ganz gewöhnen und ziehen in dieser Hinsicht die Normal-Variante des Samsung S7 dem S7 edge vor.
Die Display-Abrundung des Galaxy Note 7 findet sich auf der ebenfalls mit Glas versehenen Metall-Rückseite wieder. Auch dadurch liegt das Galaxy Note 7 hervorragend in der Hand und wirkt trotz der Größe nicht wie ein Klotz. Die Haptik überzeugt durch die geschmeidige Oberfläche auf ganzer Linie. Lautsprecher-Tasten an der linken und Power-Button in der rechten Rahmenkante weisen einen für meinen Geschmack optimalen knackigen Druckpunkt auf.
Wie bereits das Galaxy S7 ist auch das Note nach IP68 gegen Staub und Wasser geschützt und soll ein Untertauchen bis zu 1,5 Meter Tiefe 30 Minuten lang überstehen. Das gilt übrigens auch für den S-Pen. Samsung gibt allerdings an, dass der Schutz nicht bei Salzwasser oder beispielsweise Alkohol funktioniert.
Großbildschirm
Der Bildschirm des Note mit 5,7 Zoll weist das Gerät als Phablet aus, wobei die Bezeichnung kaum noch Sinn ergibt. Wikipedia definiert noch Bildschirmdiagonalen zwischen 5 und 7 Zoll, wobei niemand heute ein Smartphone mit 5 Zoll Bildschirm als Phablet bezeichnen würde. Die Auflösung des Displays beträgt WQHD mit 2560 x 1440 Pixeln. Die Pixeldichte ist zwar bei Smartphones mit kleinerem Bildschirm und gleicher Auflösung etwas höher, sichtbar ist der Unterschied allerdings nicht. Das Bild ist extrem scharf, Pixel sucht man auch dann vergeblich, wenn man fast mit der Nase am Bildschirm klebt.
Wer etwas Strom sparen will, kann die Auflösung verringern. Samsung bietet in den Einstellungen Full HD und HD an, warnt aber vor möglichen verschwommenen Darstellungen.
Die Blickwinkel sind stabil, vor allem die Helligkeit bleibt selbst aus spitzen Betrachtungswinkeln fast konstant. Den guten Eindruck stört dann lediglich ein leichter Blaustich, wie er für AMOLED-Displays üblich ist. Abgedeckt wird annähernd der Adobe-RGB-Farbraum. Der Kontrast ist AMOLED-bedingt äußerst hoch, da es LEDs, die schwarz wiedergeben sollen, abschaltet. Die Helligkeit im manuellen Modus beträgt maximal 330 cd/m², wobei die Ausleuchtung sehr gleichmäßig ist. Noch heller wird es im Automatikmodus, hier regelte das Note 7 das Display auf eine maximale Helligkeit von 513 cd/m² auf. So ist der Bildschirm auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch gut ablesbar. Insgesamt gehört das Display zu den besten, die man im Moment finden kann.
Erste Klasse: die Technik
Samsung setzt erneut auf das eigens entwickelte SoC Exynos 8 8890. Der 64-Bit-Prozessor nutzt acht Kerne, die mit bis zu 2,3 GHz takten, sowie die Mali-T880 MO12-GPU.
Auch die sonstige Ausstattung kennen wir bereits vom Galaxy S7: Satte 4 GB Arbeitsspeicher stehen dem Smartphone zur Verfügung. An Flash-Speicher sind 64 GB an Bord, von denen sich System und Programme im Auslieferungszustand fast 12 GB abzwacken. Eine microSD-Karte bis 256 GB findet im SIM-Tray Platz. Also keine Überraschungen, dafür konsequent High-End Stand Mitte 2016. Einen Unterschied zum Galaxy S7 gibt es aber doch. Samsung setzt beim Note 7 endlich auf USB-C.
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Der Stecker wirkt stabiler als der alte Micro-USB-Anschluss und lässt sich nicht verkehrt herum in die Buchse stecken. Ein erheblicher Komfortgewinn. Dem Nachteil, dass man unterwegs kaum USB-C-Kabel findet, kommt Samsung mit zwei Adaptern von USB auf USB-C und Micro-USB auf USB-C bei. Wer beispielsweise eine zweite Ladestation für die Arbeit gebrauchen kann, benötigt nur ein normales Netzteil mit Mikro-USB-Ladekabel, um alternativ das Note 7 mit Strom versorgen zu können. Das ist ein echter Mehrwert, den sich Apple als Zubehör teuer bezahlen ließe.
Blickkontakt
Die Gerüchteküche sagt schon etwas länger voraus, dass Apple dem iPhone womöglich einen Iris-Scanner verpasst. Der soll es ermöglichen, die Augäpfel des Anwenders zu erkennen und das Telefon dann zu entsperren. Da Samsung solche Konzepte gerne umsetzt, bevor es der Konkurrent mit dem angebissenen Apfel im Logo macht, kommt das Note mit einer solchen Lösung. Dazu hält man sich das Smartphone 20 bis 25 Zentimeter vor das Gesicht, der Scanner schaut einem über vorderseitige Kameras in die Augen und entsperrt im Erfolgsfall das Telefon. Klingt zwar toll, ist aber aus mehreren Gründen ziemlich unpraktisch: Erstmal muss man den Scanvorgang mit einer Wischgeste starten, wodurch sich die Frage stellt, warum man nicht gleich den sehr gut und zuverlässig arbeitenden Fingerabdruckscanner bemühen sollte. Als zweites müssen Abstand und Ausrichtung stimmen, damit der Augenscan zum Erfolg führt. Das klappt zwar recht gut, aber nicht immer und führt dazu, dass man mit einem per Finger gezeichneten Muster das Smartphone entsperren muss. Was die Methode zu einer Machbarkeitsstudie ohne großen Nutzen degradiert.
Stiften gehen
Die namensgebende Hauptzutat des Samsung Galaxy Note ist seit jeher der Stift, der bei Samsung S-Pen heißt. Er findet im Gerät selbst Platz. Sobald man ihm seinen angestammten Platz entnimmt, öffnet sich das halbkreisförmige S-Pen-Menü, um beispielsweise in die Notizfunktion zu kommen oder eine handschriftliche Anmerkung zu einem Screenshot machen zu können.
Der S-Pen sieht mit seinem silberfarbenen Finish gut aus und liegt angenehm in der Hand. Über eine Taste lässt sich der letzte Zeichenstrich komplett löschen. Der Stift arbeitet drucksensitiv, es wird also erkannt, wie stark man auf das Display drückt. Je nachdem kann der Strich stärker oder schwächer ausfallen. Die von Samsung beworbenen 4096 Druckstufen klingen zwar beeindruckend, spielen in der Praxis aber keine Rolle: Differenzierungen sind schon bei deutlich weniger Druckstufen nicht mehr erkennbar. Die Latenz ist noch zufriedenstellend, bei schnelleren Zeichenbewegungen kommt die Darstellung allerdings nicht hinterher. Samsung legt dem Stift noch ein Päckchen mit Ersatzspitzen sowie ein Klammerwerkzeug zum Wechseln bei.
Kamera ab
Eigentlich könnte man wiederholen, was wir zum Galaxy S7 geschrieben haben, denn das Note 7 besitzt bis auf die Iris-Scanner-Kameras die gleichen Kameramodule wie die etwas älteren Modelle. Die hintere Kamera setzt auf einen Sensor mit 12 Megapixel, wodurch er mehr Licht sammeln kann als ein Sensor gleicher Größe mit mehr Megapixeln. Im Zusammenspiel mit der f/1,7 Blende ergibt das auch bei dunkleren Lichtverhältnissen vergleichsweise rauschfreie Bilder. Hinzu kommt noch ein optischer Bildstabilisator, der es ermöglicht, Belichtungszeiten zu verlängern, ohne Aufnahmen zu verwackeln. Das Ergebnis bei Nachtfotografie ist dann heller als die Wirklichkeit. Das lädt nicht nur zu Entdeckungen ein, sondern eröffnet auch bessere Nachbearbeitungsmöglichkeiten, schließlich wird Bildrauschen beim nachträglichen Aufhellen sichtbarer. Das Kameramodul punktet ebenso in den Bereichen Schärfe und Farbwiedergabe. Der Fokus ist sehr schnell. Die Fotoqualität beeindruckt und macht eine Kompaktkamera oft überflüssig.
Im Videobereich schlägt sich das Samsung Galaxy Note 7 ebenfalls hervorragend und ermöglicht 4K Videos mit 30 fps und Full-HD-Aufnahmen mit bis zu 60 fps. Bei 4K-Aufnahmen erzielten wir bessere Ergebnisse, wenn wir die Videostabilisierung ausschalteten. Die Aufnahmen zeigten allerdings einen leichten Rotstich.
Die vordere Kamera nimmt mit 5 Megapixeln auf und liefert ansehnliche, recht farbtreue Selfie-Aufnahmen. Optional lässt sich die Kamera durch Druck auf den Pulsmesser auf der Rückseite des Smartphones auslösen. Durch den Weitwinkel werden Gesichter schnell mal etwas schmaler abgebildet, als sie eigentlich sind. Das lässt sich über die Funktionen Gesichtsform und Formkorrektur nur ein wenig korrigieren. Wer die Funktion Hautton aufruft, ändert nicht etwa die Hautfarbe, sondern die Weichzeichnung. Sie ist ziemlich stark eingestellt und lässt sich hier zurückdrehen, sodass Bilder detailreicher und natürlicher wirken. Die vordere Kamera ist zwar insgesamt nicht die beste Selfie-Kamera, macht aber einen guten Job.
Virtuelle Realität: Brillentausch
Neues Smartphone, neue Brille: Mit der alten Gear VR Brille arbeitet das Samsung Galaxy Note 7 nicht zusammen, es passt einfach nicht in das Gestell. Das liegt nicht an der Größe des Smartphones, sondern am USB-C-Anschluss, wodurch man den Adapter auf Micro-USB benötigt, um das Note 7 mit der Brille zu verbinden. Das sprengt die Dimensionen. Zeitgleich mit dem Note 7 hat Samsung deshalb eine neue Brille vorgestellt, die den Spieß umdreht und mit der man das Smartphone ohne Adapter benutzen kann. Den benötigen Besitzer älterer Modelle nun, um die neue Gear VR beispielsweise mit dem Samsung Galaxy S7 oder S6 zu verbinden.
Testen konnten wir die neue Gear VR noch nicht, die Verbesserungen klingen aber sinnvoll und würden einige Kritikpunkte an der alten Gear VR beseitigen oder entschärfen. Wer nur wegen VR mit dem Note liebäugelt, steht allerdings vor einer ungewissen Zukunft: Bisher arbeitet Samsung mit Oculus zusammen und greift auf den Shop des von Facebook übernommenen VR-Unternehmens zurück. Mit Daydream steht eine starke Konkurrenz von Google in den Startlöchern. Daydream setzt speziell zertifizierte Hardware im Smartphone voraus. Hinzu kommen neue Bluetooth-Controller und Brillengestelle. Ein erstes Smartphone, das die Voraussetzungen von Google erfüllt, ist das ZTE Axon 7. Obwohl Samsung Daydream offiziell unterstützt, ist es unwahrscheinlich, dass das Note 7 die Google-Spezifikationen erfüllt. Und ob Samsung an der Zusammenarbeit mit Oculus festhält, wenn Daydream eine kritische Masse erreicht, ist ungewiss. Im Moment ist die Samsung-Oculus-Lösung noch das beste Smartphone-VR-System, die Zeit könnte aber bald vorbei sein.
Sound
Vom Monolautsprecher an der Unterseite darf man nicht zu viel erwarten. Er spielt zwar recht druckvoll und bei Bedarf laut auf, schafft es aber kaum, ein differenziertes Klangbild zu liefern. Musik hört sich nur entfernt so an, wie man sie im Ohr hatte. Da helfen auch Bässe nichts, die durchaus zu erahnen sind. Abseits von Musik überzeugt die Soundausgabe dann aber doch durch eine leicht überdurchschnittliche Performance.
Oft sind die bei Smartphones mitgelieferten Kopfhörer oder Headsets eher überflüssiges Beiwerk. Beim Note 7 sieht es schon auf den ersten Blick anders aus: In einem kleinen Kunststoff-Hardcase, das sich bestens für den Transport eignet, befindet sich ein Headset mit Zwei-Wege-Ohrstöpseln. Gummiaufsätze in zwei Größen sollen verschiedene Ohrmuscheln passgenau bedienen können. Wer wie ich mit Ohrstöpseln generell seine Probleme hat, kommt hier allerdings auch nicht weit. Der Sound über das Headset ist schon wesentlich besser, bei höheren Laustärken können allerdings die Höhen zu spitz werden, was das Hören stressig macht. Überzeugender ist der trockene Bass. Die Mitten könnten etwas besser definiert sein, trotzdem überzeugt das Gesamtpaket.
Akkulaufzeit
Das nennt man Timing: Als der Akkutest gerade durchgelaufen war, erreichte uns die Meldung, dass es Probleme mit sich entflammenden Geräten gibt und Samsung den Verkaufsstart des Galaxy Note 7 verschiebt. Nach einem holprigen Austauschprogramm steht nun fest, dass Samsung die Problematik mit sich entzündenden oder gar explodierenden Akkus nicht in den Griff bekommen hat und die Produktion des Gerätes ganz einstellt.
Gegenüber dem Vorgänger Samsung Galaxy Note 5 spendiert Samsung dem neuen Modell einen größeren Akku mit 3500 mAh. Das Samsung Galaxy S7 Edge besitzt übrigens einen Akku mit 3600 mAh, während das Standard-Galaxy-S7 mit nur 3000 mAh auskommen muss. Die Laufzeit in unserem Videotest in Dauerrotation und mittlerer Bildschirmhelligkeit pendelt sich dementsprechend mit etwas über 12 Stunden zwischen den S7-Modellen ein. Über den Tag kommt man also in der Regel locker, bei moderaterer Verwendung auch zwei Tage.
Dank Schnellladefunktion ist das Galaxy Note 7 nach kurzer Zeit wieder startklar. Nach rund zwanzig Minuten erreicht der Akkustand bereits 40 Prozent, 100 Prozent benötigen lediglich 1:40 Stunden.
Sonstige Ausstattung
Die sonstige Ausstattung entspricht den S7-Modellen: WLAN ac mit bis zu 433 Mbit/s im Downstream, NFC, Bluetooth 4.2 und LTE Cat 9 mit bis zu 450 Mbit/s. Die werden in der Praxis nicht erreicht, denn derzeit ist hierzulande bei maximal 375 Mbit/s Schluss und auch die sind nur bei optimalen Bedingungen möglich.
Fazit
Das inzwischen „beerdigte“ Galaxy Note 7 konnte uns im Test rundum überzeugen. Angefangen beim großen brillanten Display über die Haptik bis hin zu den technischen Innereien: Das Note 7 leistete sich keine Schwächen. Der groß herausgestellte Iris-Scanner ist in unseren Augen allerdings kaum mehr als eine Spielerei. Hervorzuheben ist noch der gute Lieferumfang mit einem brauchbaren Headset und Adaptern für USB-C. Durch die Brandgefahr beim Akku war dem Note 7 allerdings keine lange Lebensdauer gegönnt, beziehungsweise gar keine: Wer ein Phablet der Spitzenklasse mit Stift sucht, wird wohl auf das Samsung Note 8 warten müssen. Wann und ob das kommt, steht allerdings noch in den Sternen.