Master & Dynamic MW75 vs. Apple AirPods Max: Style over Substance

      Master & Dynamic MW75 vs. Apple AirPods Max: Style over Substance

      Sowohl die Master & Dynamic MW75 als auch Apple AirPods Max sind jeweils 600€-Lifestyle-Produkte und dazu noch richtig gute. Beim Thema Klang und ANC priorisieren sie aber unterschiedlich.

      Machen wir eines gleich mal von Anfang an klar: 600€ ist eine Menge Geld für ein paar Kopfhörer. Wir sind weit weg von 100€-Billig-Teilen und selbst Headsets wie die Sony XM5, Bose QC 35 und Sennheiser Momentum 4 liegen da weit drunter. All diese Headsets haben aber einen anderen Schwerpunkt als unsere beiden Kontrahenten hier. Fangen wir also vorne an und arbeiten uns durch die wichtigsten Punkte der Headsets.

      Design & Lieferumfang sind sehr unterschiedlich

      Der Lieferumfang der AirPods Max ist typisch Apple – sehr spartanisch. Neben dem Headset liegt der Verpackung nur noch ein Lightning-auf-USB-C-Kabel und etwas Papierkram bei. Kein Netzteil und wenn ihr einen Lightning-zu-3,5mm-Klinken-Adapter wollt, verkauft euch den Apple gerne für 39,99€ extra. Wir wollen aber auch nicht die Tasche der AirPods Max unerwähnt lassen. Dieses labbrige Stück Silikon, welche 1000 Memes hervorgebracht hat, ist bis heute eine Beleidigung für jeden, der sich die AirPods Max zum Release für 600€ gekauft hat.

      Das Case der MW75 hat zwar seine eigenen Probleme, aber zumindest gibt es ein Case, das diesen Namen auch verdient. Im Case sind dann auch noch ein Typ-C-auf-Typ-C-Kabel, ein Typ-C-auf-3,5mm-Klinken-Kabel und drei Adapter (Flugzeug, 6,3mm-Klinken und USB-C-auf-USB-A) dabei. Alles ist sauber positioniert und sauber eingeklebt. Der Reißverschluss der Tasche wirkt wenig überzeugend, aber zumindest ist eine echte Tasche dabei und Master & Dynamic hat auch nicht beim Zubehör gespart. Die Kabel sind sogar leicht ummantelt.

      Im Äußeren unterscheiden sich AirPods Max und MW75 sehr von einander. Die MW75 haben durch ihren geschwungenen Übergang zwischen Kopfband und Ohrmuscheln einen modernen Look. Mein Kollege Clemens hat es als Smoker-Lounge trifft Silicon Valley beschrieben und besser kann man es nicht beschreiben. Dagegen wirken die AirPods Max durch ihre großen Ohrmuscheln fast schon klobig. Beide Headsets sind sehr hochwertig verarbeitet und fühlen sich damit auch gut in der Hand an. Die AirPods Max sind dabei etwa 50g schwerer als die MW75 (338g vs. 385g). Das hat sich bei mir im Alltag aber nicht wirklich bemerkbar gemacht. Mal zur Einordnung: Die Sony WH-1000XM5 wiegen mit 250g deutlich weniger als die beiden Luxus-Headphones.

      Interessanterweise haben die MW75 keine Markierung, welche Seite links oder rechts ist. Der Bogen und die Position der Knöpfe verraten es zwar, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich sowas schon mal erlebt hatte. Selbst Apple versteckt das große L und R in den Ohrmuscheln. Wo wir gerade bei den Ohrmuscheln sind: Die sind bei beiden Headsets austauschbar und werden mit Magneten in Position gehalten. Ein Wechseln ist also ohne Probleme innerhalb von Sekunden erledigt. Bei den AirPods Max werden dann die Stoffurmuscheln samt „Boden“ ausgetauscht und beim MW75 nur die Leder-Polsterung. Preislich gibt es hier aber einen großen Unterschied. Master & Dynamic rufen 50€ für einen neuen Satz Polster auf, während Apple euch mit 79€ zur Kasse bittet.

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      Tragekomfort ist bei beiden sehr gut, aber beim MW75 besser

      Beide Headsets haben einen sehr hohen Tragekomfort. Die Ohrpolster sind bei beiden wunderbar geschmeidig und das Kopfband lässt sich ohne Weiteres anpassen. Die Anpassung erfolgt dabei nicht in Stufen, sondern ist absolut flüssig, wenn auch bei beiden etwas schwergängig. Damit wird verhindert, dass sich die Kopfhörer mal eben verstellen.

      Hauptunterschied bei beiden Headsets ist das Kopfband. Beim MW75 ist es klassisch mit Polster versehen, welches auf einer Ebene mit den Ohrpolster ist. Es fühlt sich gut an und hat auch nach Stunden noch nicht gedrückt. Die AirPods Max haben dagegen ein Mesh-Kopfband und das hat nach einer Stunde angefangen, sich auf dem Kopf bemerkbar zu machen.

      Das dritte und letzte Detail für den Tragekomfort sind die Größe der Ohrmuscheln. Beim MW75 sind die kleiner als bei anderen Over-Ears. Große Ohren könnten also ein unangenehmes Drücken fühlen. Für meine Ohren war es okay, für die Ohren meines Kollegen Clemens war es das nicht. Die AirPods Max hingegen haben viel Platz – auch für größere Ohren.

      Keines der beiden Headsets lässt sich übrigens für den Transport zusammenfalten. Das führt uns wieder zu den mitgelieferten Taschen vom vorherigen Kapitel, von denen ja nur eine wirklich die Bezeichnung Tasche verdient. Ja, ich bin immer noch sauer, dass Apple dieses Silikon-Ding einem 600€-Headset beilegt.

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      AirPods haben eine Krone und einen Knopf, MW75 viele kleine Knöpfe

      Im Gegensatz zu vieleb anderen Headsets setzen sowohl die AirPods Max als auch die Master & Dynamic MW75 auf pysische Eingabemethoden und nicht etwa wie Sony auf Touchgesten/ Sensorflächen an den Uhrmuscheln. Das hat den Vorteil des direkten Feedbacks und funktioniert auch mit Handschuhen.

      M&D verteilt die Knöpfe auf beiden Seiten. Auf der rechten Seite findet ihr die Knöpfe zur Musiksteuerung, Lauter, Leiser usw. – alles ist logisch angeordnet und gut zu ertasten. Die Knöpfe selbst könnten noch etwas größer sein, aber dann hätte es wohl zu sehr mit dem Design kollidiert. Auf der linken Seite ist die Power-Taste und ein Knopf zur ANC-Steuerung. Ihr könnt per Knopfdruck direkt zwischen ANC- und Transparenz-Modus wechseln.

      Die AirPods Max haben nur auf einer Seite Steuerelemente. Auf der rechten Seite befindet sich die drehbare und drückbare Krone (eine größere Version der Digital Crown der Apple Watch) und eine Taste. Die Steuerung mit diesen wenigen Elementen funktioniert erstaunlich gut und ist nach etwa zehn Sekunden erschreckend Intuitiv.

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      Begleit-App, Codecs und Multi-Point – das Ökosystem entscheidet

      Eine Sache müssen wir noch adressieren, bevor wir zu den wichtigen Themen Sound und ANC kommen – die Kompatibilität. Es ist theoretisch möglich die AirPods Max mit Nicht-Apple-Geräten zu verbinden. Dann fallen aber viele kleine Komfort-Funktionen weg und Software-Updates gibt es ebenfalls nicht, da Apple keine Begleit-App für Android entwickelt. Die AirPods sind Apple-Produkte und sollen auch nur mit solchen genutzt werden.

      Die Master & Dynamic MW75 sind ein „universelles“ Headset. Es funktioniert sowohl mit iOS, Android, Windows – ihr versteht worauf ich hinaus will. Als iPhone-Nutzer*in habt ihr die Wahl, ob ihr euch mit den AirPods Max noch tiefer ins Apple Ökosystem begeben wollt oder ob ihr lieber das Geld in ein Headset investiert, dass ihr auch noch verwenden könnt, solltet ihr eines Tages dem iPhone den Rücken zukehren wollen. Die AirPods Max sind im Kern ein weiterer kleiner Haken, der euch bei Apple hält. Die MW75 sind das nicht.

      Bei den Bluetooth-Standards gibt es nur einen minimalen Unterschied. Die AirPods Max setzen noch auf den älteren 5.0-Standard, während die MW75 bereits 5.1 an Board haben. Der Unterschied ist minimal und liegt primär daran, dass die AirPods Max bereits seit Ende 2020 auf den Markt sind. Bei den Codecs sieht es da schon wieder etwas anders aus. Wie alle Apple Produkte bieten auch bei den AirPods Max nur SBC und AAC. aptX (Qualcomm) und LDAC (Sony) stehen nicht zur Verfügung. Die MW75 haben derweil SBC, AAC, aptX Classic, aptX Adaptive sowie aptX HD dabei. LDAC gibt es aber auch hier nicht.

      Richtigen Multi-Point-Support gibt es bei beiden Geräten, allerdings mit den üblichen Apple Einschränkungen. Das bedeutet, dass die AirPods Max nur zwischen verschiedenen Apple Geräten hin und her springen können, während die MW75 sich ganz einfach mit zwei Geräten gleichzeitig koppeln und umschalten, wenn ein neuer Input (Anruf, Benachrichtigung usw.) reinkommt.

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      Sound können die AirPods Max und die MW75 besser als andere

      Das Thema Sound ist in dem Preisbereich etwas kompliziert. Beide Headsets setzen grundlegend auf Bluetooth als Übertragungsstandard. Die maximale Audio-Qualität hat also Grenzen. Dazu warten Spotify-Nutzer*innen bis heute auf das versprochene Update für High-Res-Audio. Apple Music, Amazon Music und natürlich Tidal haben dieses Feature schon länger, benötigen aber teilweise zusätzliche Hardware und eine Kabelverbindung zum Headset. Trotzdem können Bluetooth-Headsets teils sehr gut klingen

      Das MW75 punktet beim Thema Sound auf ganzer Bühne. Höhen sind sauber, es gibt einen guten und kräftigen Bass und statt der üblichen Badewanne, kommen auch die Mitten großartig rüber. Für ein Bluetooth-Headset klingt das MW75 sehr gut, da viel Dynmaik im Klangbild ist. Es verändert aber minimal seinen Klang, wenn ihr ANC zuschaltet. Ihr könnt das Sound-Profil in der Begleit-App auch noch genauer einstellen.

      Air AirPods Max hingegen setzen auf einen eher natürlicheren Sound. Lässt aber ebenfalls ebenfalls bei Höhen, Mitten und Bässe nicht viele Wünsche offen. Unter [Einstellungen] –> [Musik] –> [EQ] könnt ihr das Klangbild noch weiter an euren eigenen Geschmack anpassen.

      Insgesamt gefällt mir persönlich das Klangbild der MW75 minimal besser. Selbst mit angepasstem EQ fehlt es den AirPods Max etwas an Dynamik und gerade wenn ihr viel passende Musik hört, haben die MW75 einfach etwas mehr Fülle, aber ohne dabei in die „MEHR BASS!“-Schine abzurutschen.

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      Beim ANC unterscheiden sich beide Headsets sehr

      Active-Noise-Cancellation ist ein Segen. Es fängt über die Außen-Mikrofone den Umgebungslärm auf und erzeugt eine Gegen-Amplitude im Headset. Das Resultat ist, dass Lärm von außen ausgeblendet wird und ihr daher die Musik nicht so laut machen müsst, dass es euer Gehör schädigt.

      ANC funktioniert durch die Bank am besten bei gleichmäßigen und tiefen Tönen – das Brummen eines Motors, das Gebrabbel einer Menschenmenge usw. Gutes ANC blendet selbst ohne Musik eure Umgebung größtenteils aus. Schlechtes ANC gibt immer noch eine Menge Lärm an euer Ohr weiter und ihr müsst die Musik dann lauter machen.

      Die AirPods Max schlagen sich beim ANC sehr gut. In der Berliner U-Bahn blendet es die Geräusche im Wagon sauber aus. Es kommt mit dem Zischen der automatischen Türen etwas an seine Grenzen, aber ich brauche die Musik dafür nicht lauter machen.

      Die MW75 sind nicht auf dem Level der AirPods Max – sie liegen ein gutes Stück dahinter. Hier hätte ich mir mehr gewünscht, gerade in Anbetracht des Preises. ANC ist aber etwas, was sich mit Software-Updates verbessern lässt. Es bleibt also abzuwarten, ob Master & Dynamic da in den kommenden Monaten noch nachlegen kann.

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      Fazit zum Vergleich zwischen AirPods Max und Master & Dynamic MW75

      Beide Headsets haben ihre Vor- und Nachteile. Ihr bekommt bei den Master & Dynamic MW75 den üppigeren Lieferumfang, die sehr gute Memory-Polsterung in einem extrem stylischen Gehäuse und einen sehr dynamischen Sound mit mittelmäßigem ANC für 600€.

      Bei den AirPods Max bekommt ihr ebenfalls sehr guten Sound, wenn auch etwas flacher, ein überragendes ANC und die Integration in das Apple Ökosystem für ebenfalls 600€ UVP. Die Apple Over-Ears sind aber schon ein Weilchen auf dem Markt und so hat sich deren Preis inzwischen etwas nach unten korrigiert. So könnt ihr sie inzwischen für knapp 500€ bei uns finden.

      Solltet ihr ein iPhone euer Eigen nennen und auch keinen Plattform-Wechsel in Betracht ziehen, sind die AirPods Max für euch die beste Wahl. Je mehr Apple-Geräte ihr verwendet, um so stärker ist diese Empfehlung. Gerade durch den aktuellen Preis machen Apple Fans hier nichts falsch. Für Menschen mit einem Android-Phone sind die Master & Dynamic MW75 die richtige Wahl. Wechselt ihr nächstes Jahr von Oppo zu Samsung, könnt ihr die MW75 einfach mitnehmen.

      Für beide Headsets gilt aber auch, dass ihr sie generell nur kaufen solltet, wenn ihr euch wirklich nicht mit dem Design von Sony, Bose und Co. anfreunden könnt. Klanglich mögen die AirPods Max und MW75 etwas über denen stehen, aber in Summe auch nicht soweit, dass 200€ Aufpreis „mal eben“ gerechtfertigt sind.

      Zum Shop: Kabellose Headsets

      Veröffentlicht von Sascha

      Gamer, Filmliebhaber & Hobby-Fotograf – also alles was eine gute Geschichte erzählt. Großer Fan von durchdachten Produkten und Privatsphäre. Nach zehn Jahren im Google-System derzeit im Apple-Kosmos unterwegs und soweit zufrieden.

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