Redmagic Cyberbuds DAO TWS im Test – Gaming-Kopfhörer ohne Latenz

      Redmagic Cyberbuds DAO TWS im Test – Gaming-Kopfhörer ohne Latenz

      Die Cyberbuds DAO TWS machen ihrem Namen alle Ehre. Sie sehen aber nicht nur futuristisch aus, sondern eignen sich dank Gaming-Modus und Funk-Dongle tatsächlich zum verzögerungsfreien Zocken unterwegs oder am heimischen PC. Dazu gibt es aktuelle Hardware, aber auch Verbesserungspotential.

      Redmagic fasst nach und nach Fuß in Europa. Neben diversen Gaming-Smartphones wie zuletzt dem 9 Pro (Test) hat sich der chinesische Hersteller auch schon mit PC-Peripherie (Test) und einem GAN-Netzteil (Kaufberater) einen Namen gemacht. Mit den Cyberbuds DAO TWS will man das Gaming-Portfolio erweitern und richtet sich dabei vor allem an mobile Gamer.

      Das Problem? Viele TWS bieten kein verzögerungsfreies Audio-Vergnügen, das vor allem in Spielen relevant ist. So ist selbst bei TWS mit dem aktuellesten Snapdragon-Chip und dem Bluetooth-Codec aptX Adaptive beim Zocken noch eine Latenz wahrnehmbar. Redmagic will mit den DAO TWS aber dank Low-Latency-Modus und Dongle mit 2,4-GHz-Funk neben mobilen Gamern auch PC oder Konsolenspieler bedienen, ähnlich wie ausgewachsene Gaming-Headsets. Ob der Spagat klappt, zeigt der Test.

      Üppiger Lieferumfang, einzigartiges Design

      Fangen wir wie immer am Anfang an: Verpackung, Lieferumfang und Design. Redmagic geht hier passend zur Gaming-Thematik einen anderen Weg, als wir es von normalen TWS gewohnt sind. Die Verpackung ist angesichts eines TWS-Kopfhörers sehr groß und fast würfelförmig. Ein Sichtfenster gewährt einen Blick auf die TWS, die in einem Ladecase auf einer angewinkelten Ladestation stecken.

      Der Lieferumfang fällt üppig aus:

      • Cyberbuds DAO TWS
      • Ladeschale
      • Ladestation
      • Ladekabel USB-A auf USB-C
      • Ladekabel USB-C auf USB-C
      • USB-C-Dongle (2,4GHz)
      • Kurzanleitung
      • Silikon-Aufsätze in drei Größen
      • Schutzfolien für das Ladecase
      • Transporttasche
      • Putztuch

      Das Design lässt sich am besten als auffällig beschreiben. Ähnlich wie bei den Gaming-Smartphones setzt Redmagic sowohl bei der Ladeschale als auch bei den TWS selbst auf ein transparentes Design. Platinen, Schaltkreise und Co. sind dadurch gut erkennbar, parallel dazu platziert Redmagic kleine RGB-Akzente mit beleuchteten DAO-Logos. Die angeschrägte Ladestation lädt die Ladeschale induktiv auf. Sie besitzt zudem zwei USB-C-Anschlüsse, jeweils für das Ladekabel und den Funk-Dongle. Des Weiteren gibt es noch einen Dreh-Drückschalter, mit dem sich Sound-Presets, der Dongle-Modus, RGB-Modi oder auch die Lautstärke einstellen lassen.

      Insgesamt wirkt die Aufmachung stimmig und ziemlich außergewöhnlich. Es gibt allerdings ein paar Dinge, die man beachten sollte. Die Ladeschale ist relativ schwer (99g inkl. Buds) und auch groß, außerdem wird der Deckel nicht nach oben geklappt, sondern rotiert. Ein Magnet sorgt für einen festen Verschluss, geöffnet besteht aber die Gefahr, dass der Deckel bei ungewollter Krafteinwirkung abbrechen kann. Die größte Schwachstelle stellen für mich jedoch die vielen Hochglanz-Oberflächen dar, die sehr anfällig für Fingerabdrücke, aber auch Kratzer sind. Redmagic legt vermutlich nicht ohne Grund die Schutzfolien zum Lieferumfang bei.

      Bei der Verarbeitung gibt es ansonsten nichts zu mosern. Alles wirkt stabil und ist passgenau montiert. Einen Schutz vor Wasser oder Staub bieten die DAO TWS allerdings nicht, zudem setzt Redmagic leider keinen Fokus auf eine möglichst kunststoffarme Verpackung.

      Guter Tragekomfort

      Es wird Zeit, die TWS aus der Ladeschale zu nehmen. Beim ersten Mal gestaltet sich das noch relativ schwierig, wenn man allerdings den Dreh heraus hat, ist es kein Problem mehr. Einfach die Silikon-Tips nach unten drücken, schon lösen sich die Buds aus der Arretierung. Da die Tips frei in der Luft hängen, besteht sogar die Möglichkeit, passende Aufsätze von Drittherstellern aufzustecken. Ich denke hier bspw. an größere Schaumstoff-Tips.

      Das Design der Cyberbuds erinnert stark an eine transparente Version von Apples Airpods und viele andere länglich geformte TWS. Zumindest bei mir (und großen Ohren) ist der Tragekomfort angenehm und auch nach längerer Zeit treten keine Schmerzen auf. Mit ihrer Form liegen die TWS zudem sicher im Ohr und fallen auch beim Kopfschütteln oder Sprüngen nicht aus dem Ohr. Es wirkt allerdings so, als würden die DAO TWS unabhängig von den genutzten Tips nicht 100%ig „abschließen“.

      Passable Steuerung, aber verbesserungswürdige App

      Nimmt man die TWS aus der Ladeschale, begeben sie sich automatisch in den Kopplungsmodus und die RGB-Logos blinken blau. Die Kopplung mit dem Smartphone geht entsprechend einfach von der Hand. Die TWS selbst bieten eine Touch-Steuerung, mit der sich unter anderem ANC, Sound-Profile, Musik und Anrufe steuern lassen. Da es bei der länglichen Form keine optisch sichtbaren Touch-Flächen oder Registrierungstöne für Eingaben wie bspw. bei Sennheiser gibt, bedarf es etwas Eingewöhnungszeit.

      Für die Steuerung mit dem Smartphone stellt Redmagic die App „Goper“ zur Verfügung. Mir ihr kannst du auch anderes Zubehör von Redmagic steuern, die Cyberbuds DAO TWS findet man unter dem Namen „Deuterium Peak TWS“. Warum hier unterschiedliche Namen zum Einsatz kommen? Unklar. Die App selbst bietet dir mehrere „Szenarien“ wie „FPS“, „MOBA“ oder „Schlafraum“. Die Auswahl schließt verschiedene Einstellungen für Equalizer-Presets, ANC, Transparenzmodus usw. mit ein. Das ist praktisch, viele Einstellungen lassen sich aber natürlich auch individuell einstellen, wobei es beim ANC zum Beispiel drei Stufen sowie einen adaptiven Modus gibt.

      Schieberegler oder einen dedizierten Band-Equalizer, der sich manuell regulieren lässt, gibt es hingegen nicht. Die Einstellungen werden von einer Sprachausgabe begleitet. Das ist ebenfalls sinnvoll, die Stimme fällt jedoch sehr laut aus und lässt sich nicht anpassen. Auch Codecs lassen sich nicht festlegen, es kann lediglich zwischen dem „Modus mit niedriger Latenz“ und einem „Normalen Modus“ ausgewählt werden. Ein einstellbarer Sleep-Timer sowie eine anpassbare Touch-Steuerung wird ebenfalls vermisst. Letzteres stellen aber tatsächlich nur sehr wenige Hersteller zur Verfügung.

      Insgesamt ist die App flüssig und einfach bedienbar, der Funktionsumfang könnte jedoch umfangreicher ausfallen und das Design etwas mehr Struktur vertragen. Hier sind andere Hersteller besser aufgestellt.

      Qualcomm S5 sorgt für ordentliches ANC

      Die Cyberbuds DAO TWS setzen auf den Soundchip Qualcomm S5 (Buds) und den S3 (Dongle). Die Chips unterstützten sowohl aptX Adaptive, es werden aber auch LHDC, LE Audio, AAC und SBC abgedeckt. Bluetooth setzt auf Version 5.3 und die TWS sind auch einzeln nutzbar. Gleichzeitig kann mit Hilfe des Dongles auch auf den 2,4-GHz-Funk ausgewichen werden. Dadurch können die TWS zusätzlich an PCs, Notebooks und Konsolen eingesetzt werden, ohne dass auf eine langsamere Bluetooth-Verbindung zurückgegriffen werden muss.

      Bei den Treibern verbaut Redmagic dynamische Derivate mit 11mm Durchmesser. Das ANC soll bis zu 48dB ausblenden können. Im direkten Vergleich mit den MTW4 (Test) werden Tiefen und Mitten ähnlich gut neutralisiert. Bei den Höhen ist Sennheiser aber dann doch eine deutliche Spur voraus. Möglicherweise ist das aber auch auf den etwas lockeren Sitz der Cyberbuds zurückzuführen. Für Gaming-TWS ist das ANC auf jeden Fall gut.

      Tiefenbetonter Sound, latenzfrei via Dongle

      Beim Sound merkt man, dass das Hauptaugenmerk auf den Tiefen liegt, denn Bässe werden auf jeden Fall deutlich hervorgehoben. Es ist daher ratsam, mit den Presets der App zu arbeiten, denn die warme Wiedergabe im Preset „Pop-Musik“ ist durchaus in Ordnung. Im standardmäßigen „FPS-Spielmodus“ wirkt Musik jedoch sehr flach, wobei die Abstimmung in Spielen hingegen durchaus brauchbar ist. Insgesamt bekommst du mit dem Cyberbuds DAO TWS keinen Highend-Sound, aber für die meisten Gamer sollte es passen.

      Bei der Latenz sollen via Bluetooth (aptX Adaptive) und Low-Latency-Modus nur 28ms auf der Richterskala stehen. Ich habe es auf dem Smartphone mit Dead Trigger ausprobiert. Tatsächlich gibt es eine geringe, wenn auch immer noch wahrnehmbare Verzögerung zwischen der Animation und dem dazugehörigen Geräusch. Für viele Games reicht das im Zweifel unterwegs aus, für Shooter gibt es aber eine bessere Lösung: Einfach Bluetooth am Smartphone deaktivieren, den Funk-Dongle direkt am USB-C-Port anschließen und verbinden. So nutze in meinem Fall das nubia Z60 Ultra (Test) automatisch die Funk-Verbindung. In Games gibt es dann genauo wie bei kabelgebundenen Kopfhörer keine Verzögerung mehr.

      Zwei Haken gibt es jedoch: Zum einen muss man immer daran denken, den Funk-Dongel dabei zu haben, für den im Ladecase kein Platz ist. Zum anderen sind viele Smartphone-Hüllen nicht mit dem Dongle kompatibel, da die Aussparungen am Anschluss oft zu klein sind.

      Am PC ist das natürlich kein Problem und der Dongle kann auch hier sein Potential ausspielen. Einfach anschließen und die Gaming-TWS wechseln normalerweise automatisch in den Funk-Modus. Ich habe eine Runde CS2 gestartet, um die Latenz und den Sound der DAO TWS auch hier auf die Probe zu stellen. Via Dongle ist ebenfalls keine Verzögerung wahrnehmbar, zudem fällt das Klangprofil am PC überraschenderweise mit prägnanten Höhen auf. Das ist in CS2 zwar teilweise schmerzhaft für die Ohren und bedurfte bei mir einer generellen Senkung der Lautstärke, allerdings sind Gegner so im Spiel auch ziemlich gut lokalisierbar.

      Gute Sprachqualität, mäßige Akkulaufzeit

      Wie es um die Sprachqualität steht, habe ich bei einem kurzen Telefonat mit meiner besseren Hälfte ergründet. Sie war gut verständlich und ich ebenfalls, allerdings wurde meine Stimme etwas rauschig wiedergegeben. Ein Hall ist aber nicht wahrnehmbar.

      Die Buds bieten jeweils 35mAh, das Ladecase nochmal 350mAH Akku. Rein rechnerisch ergibt sich damit die Möglichkeit, beide Buds mit dem Case 5x zu laden. Aber wie lang hält der Akku der TWS überhaupt durch? Dafür habe ich bei der Musikwiedergabe im „Normalen Modus“ bei aptX Adaptive und aktiviertem ANC nach einer Stunde genau nachgemessen: 25% Akku werden so pro Stunde ungefähr benötigt. Damit liegt die Akkulaufzeit bei ca. 4h, inkl. Case sind es optimistisch gesehen ca. 24h insgesamt. Das ist Durchschnitt und andere TWS in dieser Preisklasse bieten hier schon deutlich mehr.

      Fazit: Flexibel, aufällig, aber mit Luft nach oben

      Unterm Strich sind de Redmagic Cyberbuds DAO TWS ziemlich spannende Gaming-Kopfhörer. Neben dem einzigartigen Design bringen die TWS eine ganze Menge (Gaming-)Features mit, zudem lassen sie sich dank ANC und USB-Dongle neben latenzfreien Gaming-Sessions auch sehr flexibel im Alltag einsetzen.

      Sound und Mikrofon bewegen sich dank der Unterstützung aktueller Bluetooth-Codecs und sinnvoller Audio-Presets auf einem guten Niveau, zudem punktet das Paket mit einem umfangreichen Lieferumfang und der Möglichkeit, das Case induktiv zu laden.

      Abstriche gibt es hingegen bei der Akkulaufzeit und der App, deren Funktionsumfang angesichts des Preises von knapp 270€* zu mager ausfällt. In diesem Preisbereich bieten „normale“ TWS dann auch IP-Zertifizierungen, allerdings dürften nur die wenigsten davon mit einem Funk-Dongle für verzögerungsfreien Sound aufwarten.

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      Redmagic Cyberbuds DAO TWS

      *Stand: Mai 2024

      Veröffentlicht von Alexander

      Die Leidenschaft fürs Zocken wurde bereits in den frühen 90ern mit Bubble Bobble am Sega Master System II geweckt. Spielt mittlerweile hauptsächlich am PC und hätte gerne viel mehr Zeit, um sich seinem ständig wachsenden Pile of Shame zu widmen.

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