Elgato Prompter im Test: Die All-in-One-Lösung mit Ökosystem

      Elgato Prompter im Test: Die All-in-One-Lösung mit Ökosystem

      Der Elgato Prompter lässt (fast) keine Teleprompter-Wünsche offen und zeigt, wie gut man eine Nische besetzen kann. Er braucht aber auch das Elgato-Ökosystem.

      Du kennst sicherlich die Bilder aus dem Fernsehen, wenn man große (meistens amerikanische) TV-Produktionen zeigt: Die gigantischen Mischpulte, die grellen Scheinwerfer und die großen Kameras mit dem rotem Licht. Wenn all diese Dinge bereit sind, betritt der Talk-Show/Late-Night-Host die Bühne (Colbert, Oliver, Kimmel usw.). All die kleinen Teile kommen zusammen, um die perfekte Inszenierung zu schaffen.

      Im Kern versucht Elgato genau diese Inszenierung auf die ganz kleine Bühne zu bringen. Mit dem Stream Deck als absolutes Kontrollzentrum, dem Ringlight/Keylight für die perfekte Beleuchtung und der Elgato Facecam (Pro) für die Rahmung des Moderators/der Moderatorin. Natürlich gibt es noch wesentlich mehr. Capture-Lösungen, Mikrofone und Greenscreens sind ebenfalls verfügbar und dazu noch in verschiedenen Ausführungen erhältlich.

      Inhaltsverzeichnis

      All diese Produkte gibt es aber auch von vielen anderen Anbietern und teils auch günstiger. Mit ihrem neuesten Produkt will Elgato aber eine der letzten großen Bastionen der TV-/YouTube-Produktion angreifen – den Teleprompter und um es hier gleich vorwegzunehmen: Sie haben einen absoluten Volltreffer zum verhältnismäßig kleinen Preis gelandet. Aber alles der Reihe nach.

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      Lieferumfang und viele kleine Elgato-Details

      Der Elgato Prompter kommt in einer schlichten braunen Verpackung ohne viel Spielerei. Im Inneren geht es genauso simpel weiter. Trotzdem ist der Lieferumfang sehr üppig. Neben dem Prompter findet ihr noch diverse Montageplatten für die Rückseite (dazu kommen wir im nächsten Kapitel) und verschiedene Ringe für unterschiedliche Kamera-Linsen.

      Dazu liegt noch ein ummanteltes USB-A-zu-USB-C-Kabel von knapp zwei Metern Länge, ein Poliertuch und etwas Papier bei. Das USB-C-Ende des Kabels ist abgewinkelt. Damit steht es nicht nach hinten über den Prompter hinaus, sondern kann direkt nach unten weggeführt werden. Ein sehr gelungenes Detail.

      Wo wir gerade bei Details sind. Jemand bei Elgato hat scheinbar die Steve Jobs Biografie gelesen und das Kapitel mit seinem Vater und der verzierten Schrankrückseite so sehr gemocht, dass er es beim Prompter angewendet hat. Die komplette Unterseite ist voll von kleinen Elgato-Verzierungen. Also genau der Teil, den normalerweise niemand sieht. „Trotzdem weißt du, dass es da ist und das ist ein gutes Gefühl.“

      Der Prompter selbst macht einen guten ersten Eindruck. Das Gehäuse besteht aus stabilem Kunststoff und kann via zwei 1/4″-Gewinden auf der Rückseite auf diversen Stativen oder Elgato Mounts installiert werden. Ein weiteres gelungenes Detail sind die beiden Cold-Shoe-Mounts auf dem Schirm des Prompters. Eine zweite Kamera würde ich dort nicht installieren, aber ein Keylight Mini und ein Richtmikrofon hält es ohne Probleme.

      In der gesamten Verpackung des Elgato Prompter gibt derweil fast kein Kunststoff bei der Verpackung. Selbst die Kamera-Linsen-Ringe werden alle in einem faltbaren Karton gehalten und sowas gibt bei mir immer Pluspunkte. Elgato war nie faul bei ihrer Verpackung, aber beim Prompter scheinen sie sich extra Mühe gegeben zu haben, dass Dinge umweltfreundlich sind.

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      Montage und (Erst-)Einrichtung

      Wie bei allen Elgato-Produkten wird auch die Einrichtung des Prompters einfacher, je mehr Elgato-Sachen du bereits hast. Im besten Fall hast du bereits ein kleines Stativ oder ein Elgato Master Mount System im Einsatz. Sollte da schon ein Keylight dranhängen, gibt es natürlich immer die Möglichkeit mit einem „Solid Arm“ das bestehende Setup einfach zu erweitern.

      Im Grunde kann der Prompter aber mit jeder Art von Stativ mit 1/4″-Gewinde installiert werden. Auf der verzierten Unterseite gibt es dafür zwei passende Innengewinde. Solltest du eine schwerere Kamera samt Linse mit dem Prompter verwenden wollen, solltest du das „hintere“ Gewinde verwenden. Für normale Webcams und Smartphones reicht auch das mittlere Gewinde.

      Auf der Rückseite installierst du als nächstes die passende Backplate. Zum Lieferumfang gehören insgesamt drei. Eine für die Elgato Facecam Pro, eine Platte für verschiedene DSLR-Kameras mit Linsen und eine universelle Platte samt Schleier (Shrout). Als stolzer Besitzer einer Non-Pro-Facecam hätte ich mir auch dafür eine passende Platte im Lieferumfang gewünscht.

      Immerhin stellt Elgato die passenden 3D-Druck-Daten online auf ihrem Marketplace umsonst zur Verfügung. Hast du einen Freund mit 3D-Drucker, kann der dir das für ein paar Euro nachdrucken. Alternativ gibt es auch viele Online-Shops, bei denen du einfach die Datei hochladen kannst und die drucken das dann für dich und schicken es dir zu. Kostenpunkt etwa 15-25€ – je nach Material und Anbieter.

      Solltest du eine DSLR-Kamera verwenden, findest du jede Menge Step-up-Ringe im Lieferumfang, die du auf die kleine Lippe deiner Linse schieben kannst, damit diese perfekt (Licht-Siegel) in die entsprechende Backplate passt. Mein dickes Sigma-Objektiv hat natürlich nicht gepasst, aber das ist auch ein Tele-Objektiv. Bei einem Stream würdest du eher auf ein Weitwinkel-Objektiv setzen. Nach der Installation des passenden Ringes auf der Linse kannst du dann einfach den Ring in die entsprechende Backplate einsetzen.

      Zur Stabilisierung gibt es auch noch ein L-Stück, das eure Webcam/ Smartphone-Halterung und Co. auf der richtigen Höhe hält. Alles wird mit Rändelschrauben befestigt. Werkzeug wird zu keinem Moment gebraucht. Ein großer Vorteil, wenn du schnell die DSLR durch ein Smartphone austauschen musst.

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      Bei der Software brauchst du das Camera Hub

      Nachdem du dann das USB-Kabel an einen freien USB-A-Port deines Computers (oder Dockingstation) gesteckt hast, kann es auch schon losgehen. Ein separates Netzteil wird nicht benötigt. Es muss aber ein USB 3.2-Anschluss sein. USB 2.0 reicht nicht aus. Besitzer*innen einer Elgato Face Cam wissen jetzt schon, dass sie als nächstes das Camera Hub starten sollten. Alle anderen laden sich die Software hier runter und installieren sie.

      Zusammen mit dem Camera Hub wird auch automatisch DisplayLink installiert. Das erlaubt es dir, den Elgato Prompter als zusätzlichen Monitor zu verwenden. Es ist kein Gaming-Display – es ist ein simples 1200x900px Display ohne viele Spielereien. Für die Haupt-Anwendung – Text darstellen – reicht das vollkommen aus.

      DisplayLink ist auch der Grund, wie Elgato hier eine Limitierung von Apple Silicon umgeht. Basis-SoCs der aktuellen Macs (M1, M2, M3) unterstützen offiziell nur ein externes Display. Dank DisplayLink zählt der Prompter aber nicht dazu. Du kannst also zusätzlich ein externes Display und den Prompter gleichzeitig verwenden.

      Im Camera Hub hast du dazu diverse Einstellungsmöglichkeiten. Textgröße, Schriftart und Beleuchtung sind nur ein kleiner Teil davon. Hier wählst du auch aus, ob du den Prompter als externes Display, waschechten Teleprompter oder nur für deinen Chat verwenden willst. Letzteres Features befindet sich aktuell noch in Beta, aber funktioniert bereits sehr gut. Während des Streams kannst du also direkt Kommentare lesen und verlierst dabei nie den Augenkontakt zu deinen Zuschauer*innen.

      Man merkt hier aber deutlich, dass Elgato möchte, dass du ihre Software verwendest. Du kannst auch einfach im externen Display-Modus ein Word-Dokument auf den Prompter legen, aber für die ganzen Spielereien und Funktionen braucht es dann eben doch die Camera Hub-Software. Das muss dir einfach vor dem Kauf klar sein – das Elgato Camera Hub wird zu deinem ständigen Begleiter.

      Eine Sache möchte ich bei der Software noch hervorheben. Es gibt große Pluspunkte für Elgato, da sie für alle ihre Produkte auch immer Software für macOS bereitgestellt haben. Die war auch niemals beim Funktionsumfang beschnitten. Das machen leider nicht alle Anbieter.

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      Der Elgato Prompter im täglichen Einsatz

      In der Praxis tut der Elgato Prompter genau das, was du von ihm erwartest. Er scrollt deine Skript über das Display und via Spiegel kannst du sie perfekt lesen und behältst Augenkontakt mit deinen Zuschauer*innen. Ein paar Eigenheiten sind mir aber auch aufgefallen und die will ich dir hier nennen.

      Da das eigentliche Display „unten“ sitzt und damit von unten auf eure Kamera leuchtet, führt eine große Helligkeit und weißer Hintergrund zu einer Aufhellung deines Kamera-Bildes. Das kann zu einer leichten Weichzeichnung führen. Schwarzer Hintergrund und weiße Schrift sind hier die ganz einfache Lösung.

      Das Display verfügt über keinen Touchscreen. Solltest du also bei einem Take ins Straucheln kommen, kannst du nicht einfach zum Prompter greifen und den Text wieder „runterziehen“. Du müsst das via Software, bzw. via Stream Deck Pedal lösen. Die meisten anderen Prompter setzen auf externe Geräte wie Smartphones oder Tablets als Display. Solltest du sowas bisher genutzt haben, wird die mentale Umstellung ein oder zwei Tage dauern.

      Der „externes Display“-Modus ist auch außerhalb des Streams sehr nützlich. Chat-Software auf den kleinen Bildschirm zu verbannen, hat meine Produktivität sogar leicht gesteigert, weil es einfach „an der Seite“ war. Eine Erkenntnis, um deren Bedeutung ich mir in den kommenden Tagen noch Gedanken machen muss.

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      Fazit: Macht genau das, was es soll

      Meine Kritik am Elgato Prompter hält sich in Grenzen. Könnte sich das Gehäuse-Material hochwertiger anfühlen? Ja, könnte es. Werde ich das regelmäßig anfassen? Nicht wirklich. Hätte ich mir noch eine Backplate für die normale Elgato Face Cam im Lieferumfang gewünscht? Klar, hätte ich da nichts dagegen gehabt. Macht es den Kohl aber am Ende wirklich fett? Irgendwie nicht und ich kann es mir ja selbst nachdrucken.

      Auf der anderen Seite macht der Elgato Prompter einfach so viele Dinge so dermaßen richtig. Angefangen beim sehr guten Spiegelglas, das mir immer erlaubt hat, alles genau abzulesen. Gleiches gilt für das All-in-One-Konzept. Es wird kein externes Smartphone benötigt – noch nicht mal ein externes Netzteil. Einfach via USB-A einstecken und loslegen. Das komplette erste Setup dauert keine zehn Minuten und es ist kein Werkzeug nötig.

      Insgesamt ist der Elgato Prompter ein sehr guter Teleprompter und wird der typischen Zielgruppe einen guten Dienst erweisen. Der geschaffene Mehrwert ist tatsächlich einfach so groß. Selbst der Preis ist nicht überzogen. Es mag „günstige“ Telepromter für 50-100€ geben, die brauchen dann aber ein extra Smartphone oder Tablet, haben keine passenden Kamera-Ringe dabei oder sind sehr kompliziert an einer Kamera zu montieren. In der nächsten Stufe kommen dann Teleprompter für 150-250€. Die haben dann zumindest besseres Spiegelglas verbaut, aber haben ansonsten die gleichen Probleme wie ihre günstigen Gegenstücke.

      Entsprechend sind 300€ für eine All-in-One-Lösung mit guter Software ein sehr fairer Preis für den Elgato Prompter. Die Zielgruppe wird es lieben, weil es eben genau das ist, was sie gesucht haben – egal, ob sie das schon wussten. Ein Teleprompter ist meiner Meinung nach kein essentielles Werkzeug für angehende Streamer*innen. Da sollte anderes Equipment Vorrang haben. Einen gewissen „Haben-wollen“-Faktor kann man dem Prompter aber nicht absprechen. Man fühlt sich doch deutlich professioneller damit und oftmals braucht es auch nicht mehr, um eine solche Investition für sich selbst zu rechtfertigen.

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      Veröffentlicht von Sascha

      Gamer, Filmliebhaber & Hobby-Fotograf – also alles was eine gute Geschichte erzählt. Großer Fan von durchdachten Produkten und Privatsphäre. Nach zehn Jahren im Google-System derzeit im Apple-Kosmos unterwegs und soweit zufrieden.

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