HUAWEI Sound Joy – Tragbare Disco-Röhre im Test

      HUAWEI Sound Joy – Tragbare Disco-Röhre im Test

      Bluetooth-Speaker gibt es viele und meist hat man ja schon irgendwo einen rumliegen der „ausreicht“ – meint man zumindest. Aber was, wenn es dann noch etwas mehr sein darf? Mit dem HUAWEI Sound Joy will HUAWEI genau das bieten: Mehr Sound in allen Situationen dank Semi-Rugged Design und ein paar interessanten Features.

      Features

      Für den Sound Joy hat HUAWEI wie beim Sound X mit Devialet kooperiert, um den Klang zu optimieren. Wer Devialet nicht kennt: Die Franzosen bauen High-End Design-Lautsprecher, die meist erst irgendwo bei 2000 Euro beginnen. Dementsprechend erwartet man bei dem Namen auf einem Speaker natürlich erstmal einiges. Im Sound X hat das gut geklappt und der vergleichsweise kleine Speaker konnte mühelos auch ganze Büros beschallen, die tatsächliche Maximallautstärke habe ich zum Schutz meiner Ohren nie getestet. Der Sound Joy ist noch mal kleiner und portabler mit integriertem Akku.

      Auffällig ist vor allem der RGB-LED-Ring am oberen Ende, an dem sich auch einer der Passivradiatoren befindet. Die sind ein Markenzeichen von Devialet und an jedem Speaker zu finden. Dazu gibt es einen 20W-Breitbandlautsprecher mit Kohlefasermembran und einen 10W-Hochtöner mit Seidenkalotte. Während letzterer Frequenzen bis zu 20 kHz wiedergeben kann, geht der Breitbandlautsprecher bis 50Hz runter. In Kombination mit den beiden Passivradiatoren soll so trotz der geringen Größe tiefer Bass möglich sein.

      Versorgt wird das Ganze mit einem 8.800mAh-Akku, für die Verbindung steht Bluetooth 5.2 zur Verfügung. Der Akku kann zudem mit bis zu 40W geladen werden. Etwas schade: Als Bluetooth-Standards werden aktuell nur AAC und SBC unterstützt. Geladen wird per USB Type-C Anschluss. Ein nettes Feature steckt dann noch im Inneren: Über einen Beschleunigungssensor kann der Sound Joy erkennen, wenn er geschüttelt wird. Warum? Weil sich darüber eine Verbindung zu einem zweiten Sound Joy herstellen lässt, um ein Stereopaar zu bilden. Mangels zweitem Sound Joy konnte ich das nur leider nicht testen. Für die Verbindung per Smartphone ist NFC integriert – einfach das NFC-Fähige Smartphone dranhalten und fertig. Klappte hier auch auf Anhieb.

      Huawei Sound Joy im Shop

      Haptik und Verarbeitung

      Zum Äußeren: Umhüllt wird die ganze Technik mit einem Webstoff der schützen, dabei den Sound aber nicht beeinträchtigen soll. Neu ist das nicht: Der UE Boom 3 setzt auf einen ähnlichen Stoff und hat bei mir fast ein Jahr lang Baustelle ohne Blessuren überstanden. Dann sollte der Sound Joy das genauso schaffen. Zur Bedienung gibt es direkt am Speaker fünf Tasten und zusätzlich sehr große Lauter-/Leiser-Tasten. Gut gefällt mir hier, dass alles physische Tasten sind, die man problemlos auch mit Handschuhen drücken kann. Die Steuerung ist dann recht schnell erklärt: Powerbutton, Taste für den Sprachassistent, Play/Pause, Bluetooth-Taste für manuelles Koppeln und ein „Stereo“-Button um zwei Speaker miteinander zu koppeln.

      Der RGB-Ring ist dann auch nicht nur Deko, sondern kann auch den Akkustand oder Systemstatus anzeigen. Sogar den Fortschritt des Firmware-Updates zeigte der Ring an. Ansonsten ändert er die Beleuchtung passend zur Musik. Muss ich nicht haben, stört aber am Ende auch nicht. Wobei „Passend zur Musik“ hier auch eher Lose ausgelegt ist, denn so wirklich gepasst hat es eigentlich nie. Aber er war bunt, das reicht, oder?

      Mich hat der Sound Joy weniger auf Outdoor-Partys begleitet als es die Werbung vermuten lässt – Winter und Pandemie machen das irgendwie gerade schwierig. Stattdessen war er ein steter Begleiter in der Werkstatt im Keller, auf dem Dachboden oder eben überall dort am und im Haus, wo man beim Arbeiten gerne Musik möchte. Und was soll ich hier groß sagen: Am Ende ist es ein Bluetooth-Speaker der genau das macht – Musik und andere Töne wiedergeben. Die Verbindung war mittels NFC einfach und hat auf Anhieb geklappt, viel mehr Einrichtung war am Ende auch nicht nötig. Auch praktisch: Selbst Windows 11 kann über die „Nearby“-Funktion den Sound Joy automatisch erkennen und koppeln. An der Übersetzung könnte Microsoft aber noch etwas arbeiten.

      Via Huawei AI Life App kann der Sound Joy dann aber noch weiter verwaltet und das Soundprofil angepasst werden. Auch der LED-Ring lässt sich damit theoretisch steuern – praktisch gibt es aber nur die Option „Passend zur Musik“. Natürlich lässt sich damit auch die Firmware aktualisieren.  Was wäre ein Lautsprecher auch ohne Firmware-Updates. Wirklich nötig ist die App am Ende aber nicht.

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      Sound

      Soundtechnisch verspricht Huawei nicht zu viel. Der Sound ist voll und auch Bass ist mehr als genug vorhanden. Im Vergleich zu meinem UE Boom 3, der in etwas genauso groß ist, ist der HUAWEI Sound Joy hörbar überlegen. Einen Nachteil hat er allerdings: Im Gegensatz zum UE Boom 3 liefert der HUAWEI Sound Joy keinen Rundumklang. Die Ausrichtung ist also wichtig für bestmöglichen Klang. Ob er dabei steht oder seitlich auf den kleinen Füßen liegt ist aber egal, solang er in die richtige Richtung zeigt.

      Der Sound ist ansonsten ziemlich solide, gerade gemessen an der Größe. Bass ist genug vorhanden, auch wenn mir die Bass-Heads hier sicher widersprechen werden. Höhen und Mitten sind klar differenziert und selbst bei hoher Lautstärke übersteuert nichts. Seitens der Abstimmung war ich überrascht, ein relativ neutrales Klangbild vorzufinden. Es gibt, zumindest im „Devialet Modus“, keine Tendenz in eine bestimmte Richtung. Das bin ich von Bluetooth-Speakern gar nicht mehr gewohnt.

      Insgesamt bin ich beim Sound sehr positiv überrascht. Kaum etwas bringt den Sound Joy aus der Ruhe, kaum ein Genre, das nicht gut darauf klingt. Selbst komplexere Songs wie Cult of Lunas ‚An Offering to the Wild‘ klingen noch ziemlich gut. Man muss dabei natürlich immer die Größe im Hinterkopf behalten, denn mit ausgewachsenen Lautsprechern samt Verstärker kann er selbstverständlich nicht mithalten. Ich hab mich im Testzeitraum aber durchaus erwischt, wie ich einfach den ganzen Tag über den Sound Joy Musik gehört habe, anstelle des direkt daneben stehenden Sound X.

      Wer will, kann das Klangbild dann im „Hi-Fi“ Modus aber auch noch etwas in Richtung Bass und Höhen drehen. Der Bass kann auch separat über die App angepasst werden. Für mich hat der Devialet-Modus aber auf Anhieb gepasst, anpassen musste ich daher nix. Gerade für kleine bis mittlere Räume reicht ein einzelner Sound Joy völlig aus, wobei ein Stereo-Verbund sicher noch mehr Spaß macht. Auch draußen reicht die Lautstärke locker, um kleinere Feiern zu beschallen – und die Nachbarn dürften auch noch was davon haben.

      Das war natürlich viel lob, erwartet dennoch keinen Hi-Fi Sound – das ist in der Größe einfach nicht drin. Gerade in den Mitten fehlt es je nach Genre an Fülle und bestimmte Tonlagen können ihn dann auch mal an seine Grenzen bringen. Das ist aber wirklich selten und erst bei hoher Lautstärke der Fall.

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      Die Akkulaufzeit gibt HUAWEI mit bis zu 26 Stunden an. Gemessen daran, dass ich eine ganze Woche mit einer Ladung geschafft hab würde ich sagen: kommt hin. Dabei hab ich die meisten Tage mehrere Stunden am Stück gehört, eine genaue Messung ist bei derart langen Laufzeiten aber schwierig. Auch dürfte es immer je nach Empfangsqualität, Lautstärke, und so weiter variieren.

      Fazit

      Zusammengefasst: Der für mich wohl größte Kritikpunkt ist der Preis. Ein Bluetooth-Speaker für über 100 Euro ist schon eine Ansage. Aber: Dafür bietet der HUAWEI Sound Joy auch einiges. Für seine Größe kommt da ordentlich Druck und gerade darum geht es ja meist bei tragbaren Lautsprechern. Sound-technisch braucht er sich auch nicht zu verstecken. Klar: Hi-Fi Fans und Audiophile werden genug zu kritisieren finden, aber alles in allem ist der Klang wirklich gut. Ob man den RGB-Ring nun braucht oder nicht müsst ihr selbst entscheiden, ich könnte drauf verzichten, er stört aber auch nicht wirklich.

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