Das hoch-gehypte Gadget Clicks wird nutzloser, je länger ich darüber nachdenke. Wer dachte bitte, dass das eine gute Idee ist?
Es gibt Gadgets und Tech, die mein Leben sehr bereichert haben. Das sind Dinge, von denen ich mir gewünscht hätte, ich hätte sie früher gekauft. GaN-Multi-Netzteile, MagSafe-Powerbank & -Charger und gute kabellose ANC-Kopfhörer sind die ersten Dinge, die mir da einfallen.
Aber niemals kam mir der Gedanke, dass ich doch noch Mal eine physische Tastatur an meinem Smartphone möchte. Wofür soll ich dieses “Clicks Creator Keyboard” verwenden? Soll ich E-Mails damit beantworten? News für unseren Blog damit erstellen oder gleich ganze Video-Skripte mit tausenden von Worten auf meinem iPhone tippen? Mache ich gerne – an dem Tag, an dem die Hölle zufriert. Dann kann ich auch mein eigenes 50 Shades of Grey schreiben – nur halt dann in “gut”.
Die Nostalgie von Blackberry
Ich verstehe den Nostalgie-Faktor – ehrlich. Blackberry hat damals mit seinen physischen Tastaturen vielen Menschen sehr gefallen. Das liegt natürlich nicht daran, dass es keine wirklich guten Alternativen gab – auf gar keinen Fall. Als jemand, der aber das “Blackberry KEY2” damals getestet hat und wirklich lange und viel damit “gearbeitet” hat, kann ich sagen: Es ist weniger nützlich als ihr vielleicht denkt.
Die Tastatur ist ständig im Weg, wenn ihr etwas auf dem TOUCH-Screen eures Smartphones tippen wollt. Dazu ist es ein „unnötiger“ Weg, weil ihr jedes Mal über die ganze Tastatur greifen müsst, um ein Element auf dem Bildschirm zu berühren. Das klingt vielleicht trivial, aber es nervt, dass das Alleinstellungsmerkmal “physische Tastatur” euch die meiste Zeit im Weg ist. Moderne Betriebssysteme wie iOS (und Android) sind nun Mal auf Touch und Wischgesten ausgelegt und eine physische Tastatur unterstützt weder das eine noch das andere. Mit Ausnahme des Blackberry KEY2. Da konnte man über die Tasten wischen und somit scrollen.
Allerdings ist das “Clicks Creator Keyboard” nicht nur eine ansteckbare Tastatur – es ist ein ganzes Case für euer iPhone. Wenn ihr also nicht ständig Hüllen austauschen wollt, wenn ihr nicht schreibt, schleppt ihr also IMMER das Teil mit euch rum – die armen Hosentasche. Das sind einfach mal gute 4 cm zusätzliche Höhe. Ein iPhone 15 Pro ist nicht mal 16 cm hoch. Das ist eine ordentliche “Erweiterung”.
Reden wir mal auch nicht davon, dass MagSafe komplett nutzlos wird. Drahtloses Laden soll funktionieren, aber auch hier stellt sich die Frage, ob die 60g der Hülle – die nun mal sehr einseitig verteilt sind – nicht das iPhone von den magnetischen Chargern rutschen lassen. Oh und bleiben wir noch kurz bei 60g. Das iPhone 15 Pro wiegt knapp 190g. Entsprechend sind es mit Clicks knapp ⅓ mehr.
Bisher haben wir also:
- blinde Nostalgie für Blackberry
- weiter Weg zum Touchscreen
- 30% mehr Gewicht
- 25% mehr Höhe
- kein MagSafe mehr
- teuer
Ach, hatte ich das noch gar nicht erwähnt? Clicks kostet 140 Dollar für iPhone 14 Pro und iPhone 15 Pro. Für das iPhone 15 Pro Max sind es 160 Dollar – ein echter Schnapper. Wenn ich von einem 1:1-Umrechnungskurs für Deutschland ausgehe (weil Dollar, Steuern und EU-Aufschlag), kann ich mir alternativ die Logitech K780 für 90€ kaufen und habe immer noch 50€ für ein sehr gutes Case über. Die Logitech-Tastatur kann ich dann auch mit dem nächsten iPhone verwenden.
Clicks ist keine Investition
Clicks verwandelt sich nämlich in ein Stück Elektroschrott, wenn Apple die Breite oder Höhe des iPhones 16 Pro (Max) auch nur minimal ändert. Das mag nach ferner Zukunft klingen, weil die iPhone 15-Serie gerade erst vorgestellt wurde, aber so weit in der Zukunft ist das nicht. Wir haben bereits Mitte Januar. Durchschnittlich sind wir noch acht Monate von der Ankündigung und etwa neun Monate vom Release der nächsten iPhones entfernt.
Es gibt von Clicks bisher auch nur eine QWERTY-Version. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr auf der Webseite den Wunsch nach anderen Tastaturlayouts äußern, aber bis die bereit sind, gehen sicherlich nochmal ein paar Monate ins Land. Wenn das dann passiert, sind wir vielleicht noch 6 Monate vom iPhone 16 entfernt und erst dann kommt ihr in den Genuss von “ä”, “ö”, “ü” und all den anderen Sonderzeichen. Das retten auch die Shortcuts von Clicks nicht.
Die Idee von Clicks ist im Kern nicht schlecht. Ein präzises Werkzeug zu verwenden, statt auf eine „allgemeine“ Bluetooth-Tastatur zu setzen – das mag ich. Der Idee kann ich echt viel abgewinnen. Aber der Gedanke, dass ich mehr als eine kurze WhatsApp/Telegram/Signal-Nachricht auf dem Smartphone schreiben werde, ist lächerlich.
Wenn ich etwas “Produktives” erschaffen will, dann mache ich das am Notebook. Mit einer “richtigen” Tastatur (samt Muskelgedächtnis dafür), einem großen Bildschirm, brauchbarer Akkulaufzeit und einem Betriebssystem, was darauf ausgelegt ist, dass ich viel und schnell zwischen verschiedenen Recherche-Tabs wechseln kann.
Eine externe Tastatur Hülle wie das “Clicks Creator Keyboard” ist aber kein Werkzeug. Ist eine Krücke und ich darf euch eine Sache versichern. Ihr braucht Wochen, um auch nur ansatzweise bei der Tippgeschwindigkeit zu landen, die ihr jetzt auf der Bildschirm-Tastatur habt – wenn nicht sogar noch länger.
Das “Clicks Creator Keyboard” ist bestimmt für Einige nützlich, aber für die Mehrheit der Menschen und auch die Mehrheit der “Creators” ist es ein halbgarer Versuch mit Nostalgie und sehr hohen Preisen möglichst viel Geld zu verdienen und dafür haben wir schon Atari und Lego. Immerhin ist es keine Kickstarter-Kampagne.
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Quelle & Bilder: Clicks Technology